Katzen sind Einzelgänger? Ein Grundsatz, der nicht immer stimmt. Haben zwei Katze einander ins Herz geschlossen, kann das auch Freundschaft auf Lebenszeit bedeuten. Worauf es beim ersten Zusammentreffen ankommt? Wie bei uns Menschen gilt auch bei Miezen: Es gibt keine Faustregel…
Mein Kater Speedy (genannt: Piedchen) – bitte keine Kommentare zu seinem Namen. Eine lange Geschichte. – war über 16 Jahre lang hinweg mein treuer Begleiter. Mit ihm bin quasi erwachsen geworden und unzählige Male umgezogen – von Studentenstadt zu Studentenstadt ins Arbeitsleben. Bei jedem Neuanfang, gleich welcher Art, war er stets bei mir. Wir haben uns blind verstanden: Ging es mir schlecht, hat Piedchen Stunde um Stunde schnurrend auf meinem Bauch gelegen. Ging es ihm nicht gut, saßen wir oft zusammen am Fenster, haben gemeinsam nach draußen geschaut und gekuschelt. Habe ich aufgeräumt, saß er meist auf meiner Schulter. Auch wenn er „nur“ ein Tier war – ich habe ihn geliebt. Die Entscheidung, ihn über die berühmte Regenbogenbrücke gehen zu lassen, war bisher die schwierigste in meinem Leben. Und auch wenn es rational gesehen der einzig richtige Weg war: Ich vermisse ihn noch heute, vier Monate später, so extrem, dass ich beim Anblick seiner Urne, die bei uns in der Wohnung steht, heulen muss wie ein Schlosshund.
Doch neben mir gibt es auch Frida. Oder besser: Frieder. Katerchen Nr. 2. Als Frieder bei uns einzog, dachten wir noch, er sei weiblich. Dann kam der Kleine in die Pubertät – und aus Frida wurde Frieder. Nachdem Piedchen für immer eingeschlafen war, fiel jedenfalls auch Frieder in ein tiefes Loch: All sein Lebensmut war verschwunden. Aus dem fröhlichen Kater, dessen Leben bis dato aus Spielen, Spielen, Spielen bestand, wurde ein zutiefst trauriges Wesen. Piedchen war in den letzten Wochen seines Lebens zwar so schwach, dass er fast nur noch schlief. Aber Frieder bewachte seinen besten Freund bis zum Schluss voller Hingabe, putzte ihn und war einfach nur für ihn da, dass ihm diese neue Aufgabe ausreichte, um glücklich zu sein. Auch ohne zu spielen oder herumzutoben. Nach Piedchens Tod war jedoch nichts mehr wie vorher. Für uns, meine kleine Familie, und Frieder. Zum Schluss verweigerte er sogar sein geliebtes Futter. Alles andere als ein gutes Zeichen: Wenn Katzen ohne Erkrankung nicht mehr fressen, heißt das – wenig überraschend –, dass es ihnen psychisch alles andere als gut geht. Frieder ging es täglich schlechter. Nichts, so schien es, könnte ihn aufheitern. Mein Mann und ich fassten einen Entschluss: Frieder brauchte einen neuen Spielkameraden. Für mich ein unerträglicher Gedanke, dass Piedchen, mein Kater, mein Seelenverwandter, so schnell „ersetzt“ würde. Doch in diesem Fall ging es nicht nur um mich.
Wir hielten also Ausschau nach einer kleinen Mieze. Zu einer denkbar schlechten Zeit: Piedchen ist Ende April eingeschlafen. Eine Zeit, in der die meisten Katzen noch trächtig sind. Uns war nämlich wichtig, einer jungen Katze ein neues Zuhause zu schenken. Wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch hier eine Vielzahl an Studien: Die einen sagen, die Katzen sollten möglichst gleich alt sein, andere wiederum sind der Meinung, dass die Kombi aus jung und alt perfekt sei. Der beste Rat von mir: Wenn ihr zwei Katzen zusammenbringen möchtet, hört auf euer Gefühl. Ihr kennt eure Mieze am besten. Das ist mehr wert als jeder Ratgeber und jede Studie. Da wir mit keiner bestimmten Rasse liebäugelten, sondern lediglich den Wunsch nach einem kleinen Kater hatten, der im Idealfall schwarz sein sollte wie Piedchen und auch Frieder (mir hatte mal jemand gesagt, dass schwarze Tiere – wahrscheinlich aus abergläubischen Gründen – am schlechtesten zu vermitteln seien, weshalb ich augenblicklich beschloss, fortan primär kleinen Panthern ein neues Zuhause zu schenken), wurden wir schließlich doch überraschend schnell über ebay Kleinanzeigen fündig.
Katzen aneinander gewöhnen – So habe ich es gemacht
An einem Sonntag Anfang Mai fuhren wir von Hamburg nach Schleswig-Holstein, um Leo abzuholen. Zerbrechlich klein war er. Besonders im Vergleich zum fünfjährigen Frieder. Aber dafür auch frech. Und wahnsinnig selbstbewusst: Als Frieder ihn mit einer Mischung aus Agitiertheit und Interesse das erste Mal anfauchte – fauchte er unbeeindruckt zurück, um dann erhobenen Hauptes Richtung Fressnapf zu tapsen.
Ja, richtig gelesen: Entgegen vieler Ratschläge haben wir die beiden direkt miteinander bekannt gemacht. Denn auch hier gilt: Hört auf eure Katze und euer Bachgefühl. Nicht auf das, was Ratgeber als 08/15-Methode vorgeben. Jedes Tier ist individuell. Die Katzen tage-, wenn nicht gar wochenlang voneinander zu trennen, finde ich, falls es keine Indikatoren dafür gibt, dass die beiden sich ineinander verkeilen, völlig übertrieben. Und auch das Schauermärchen, das immer mal wieder die Runde macht von alten oder zumindest: älteren Katern wie Frieder, der zum Zeitpunkt der Zusammenführung knapp fünf Jahre alt war, die Katzenwelpen als Beute betrachten könnten, hat sich in meinem katzenreichen Freundes- und Bekanntenkreis nie bewahrheitet.
Im Gegenteil, als Frieder damals als Welpe zum elfjährigen Piedchen zog, habe ich – beeinflusst durch das gewisse Zuviel an Ratgebern – die beiden tatsächlich voneinander trennen wollen. Zumindest in den ersten Tagen, so dachte ich mir, wäre es sicher das Beste, wenn sich der Neuzugang erst einmal an sein neues Heim gewöhnt und erst dann auf seinen zukünftigen Spielkameraden trifft. Das Resultat: Noch in der ersten Nacht habe ich sämtliche verschlossenen Türen, hinter denen zwei lauthals mauzende Katzen saßen, wieder geöffnet. An Tag zwei haben die beiden aneinander gekuschelt auf Piedchens Decke auf der Fensterbank geschlafen. An Tag drei fraßen die beiden zwieträchtig aus einem Napf.
Dass sich Katzen, die neu aufeinander treffen, in der Regel nicht direkt schnurrend um den Hals fallen, ist normal. Katzen sind Individuen. Mehr noch als jeder Mensch und jeder Hund. Und auch wenn „Alteingesessene“ als Begrüßung ein kräftiges Fauchen von sich geben, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass bis ans Lebensende die Fetzen fliegen. Wie wir Menschen müssen sich auch Katzen aneinander gewöhnen. Gebt den Katzen Zeit. Und versucht bloß nicht, die beiden mit Zwang aneinander zu gewöhnen. Der Versuch geht sicher schief.
Übrigens: Als ich Piedchens Urne im Tierkrematorium abgeholt habe, sagte mir die Tierbestatterin, dass ich sicher nur wenige Wochen nach seinem Tod ein zweites dort Platz genommen hätte, wäre Leo nicht bei uns eingezogen. Oftmals geht nämlich auch das hinterbliebene Tier, wenn sein Freund auf die andere Seite der Regenbogenbrücke wandert. Insbesondere bei Katzen habe sie dieses traurige Phänomen häufig erlebt. Vor wegen, Katzen sind Einzelgänger…!
P.S.: Nachdem Leo bei uns einzog, dauerte es übrigens nur wenige Stunden, bis Frieder wieder selig mampfend über seinem Fressnapf hockte.
Danke für diesen Artikel. Endlich finde ich auch eine andere Meinung! Ich sehe es ähnlich und werde den anstehenden Einzug auch ohne gegenseitiges Wegsperren angehen. Meine Katze ist etwa 15 Monate alt und in wenigen Tagen wird noch ein 12 Wochen altes Kätzchen bei uns einziehen (auch nur 8 Wochen nach dem Tod meiner 17-jährigen Katze). Ich glaube nicht, dass es der „alten“ oder der jungen Katze gefällt, mehrere Tage eingesperrt und dadurch viel allein zu sein. Beide sollen sich frei begegnen und auch aus dem Weg gehen oder zurückziehen können. Aber wenn sie Nähe suchen, sollen sie es probieren.
Danke für Deinen Bericht! Ich habe letzten November eine meiner Katzen nach fast 14 Jahren gehen lassen müssen. Lange habe ich mich geweigert, eine neue hinzuzunehmen, weil ich Angst hatte, wie meine andere reagieren würde, wie ich damit umgehen würde. Doch meine zurück gebliebene trauert und vermisst ihre Schwester, sie ist derzeit wie ein Hund, läuft immer hinter mir her und mag nicht von meiner Seite weichen. Heute wagen wir den Versuch für eine kleine Mieze. Übrigens: meine Tiere sind auch schwarz bzw. schwarz-weiß 😉 LG
Hallo!
Vor einer Woche zog zu mir &meiner 4Jahre alten Katze(auch aus dem Tierschutz,lebt seit 1,5j.bei mir) unsere Zweitkatze ein(5Jahre,aus dem Tierschutz). Ich habe ein extra Zimmer vorbereitet/Trenngitter etc. Die ersten 2 Tage hat sich die neue Gefährtin versteckt&ganz viel miaut: / (verständlich bei dem ganzen Stress) schon am 3ten Tag kam sie zu mir,streicheln,kuscheln-auf mir zum tretteln Meine Erstkatze hat schon am ersten Tag Kontakt aufgenommen per Nase-1xgefaucht&hat sich dann abgewendet. Mittlerweile sind wir schon beim Blickkontakt- und beide versuchen (nicht gleichzeitig)durch das Trenngitter zur anderen zu kommen (Katzennetz verhindert es) Ein Pfotenhieb &gefauche von der Erstkatze/die Neue geht dann einfach weg. Aber versteckt sich nicht.Beide spielen,essen etc. Auch in Sichtweite. Jetzt komm ich endlich zu meiner Frage: wann ist der beste Moment die beiden zu einander zu lassen? -Sie haben sich noch nicht am Trenngitter beschnuppern. Außerdem „ruft“die Zweikatze die erste-aber die antwortet nicht Ich bitte um einen Ratschlag-&wäre sehr dankbar für eure Hilfe
Hallo,
vertraue bei der Zusammenführung der Katzen auf dein Bauchgefühl. Jedes Tier ist individuell, daher können wir dir keinen genauen Zeitpunkt für die Zusammenführung nennen. Du solltest dennoch nicht zu lange warten, damit sich bei deinen Katzen keine festen territorialen Ansprüche entwickeln, die später eventuell zu Problemen führen. Wenn du das Gefühl hast, dass die beiden nicht komplett aufeinander losgehen bzw. ineinander verhaken, kannst du das Trenngitter entfernen. Die Zusammenführung selbst läuft in 5 Phasen ab. Du kannst davon ausgehen, dass das erste Aufeinandertreffen erstmal turbulent sein wird. Die einzelnen Phasen haben wir in unserem Artikel „Die 5 Phasen der Katzenzusammenführung“ beschrieben.
Alles Liebe für dich und deine Katzen.
Dein tierisch wohnen Team
Hallo ich habe eine Katze Maya sie ist 3 Jahre habe sie mit 4Wochen im Feld gefunden und mit der Flasche groß gezogen. Sie ist keine Schmusekatze aber ich liebe sie überalles.Vor 1 Woche habe ich aus dem Tierheimeinen 4Monatealten Kater geholt.Maya ist immer vor ihm geflüchtet hat aber gefressen. Seit zwei Tagen verkriechtsich Maya und frisst auch nicht selbst ihre heißgeliebten Leckerchen nimmt sie nicht an.Der kleine Aki ist munter spielt und frisst wieein großer.Allerdings ist er sehr scheu und lässt sich nicht angreifen.Er versteckt er sich hinter meinem Bett und kommt abends raus.was kann ich tun.meine Maya tut mir so leid. Gibt es eine Chance daß die beiden zusammen kommen? Gruß Edeltraud
Liebe Edeltraud,
gib den beiden Zeit sich kennenzulernen und aneinander zu gewöhnen. Deine Maya ist es gewohnt, allein in ihrem Revier zu sein. Sie muss Aki erst kennenlernen, aber gib die Hoffnung nicht auf!
Dein tierisch wohnen Team
Hallo, vielen Dank für deine Artikel! Wir haben vor zwei Tagen ein 3 Monate alten Kater zu unserem Dreijährigen dazugeholt. Auch sie haben sich gleich kennengelernt. Derzeit befinden sie sich noch eher in der Ablehnung, besonders der Kleine faucht viel, wenn der Große auf ihn zugelaufen kommt. Ich hoffe, dass sich das mit der Zeit gibt. Am Schwersten fällt es uns, sich nicht einzumischen. Hast du vielleicht noch Tipps, wie wir ihnen die Situation erleichtern können? LG
Liebe Olga,
bei der Zusammenführung ist es wichtig, sich als Halter nicht einzumischen und vor allem, keine Partei für eines der Tiere zu ergreifen. Dieses Verhalten kann zu noch mehr Eifersucht führen. Gib deinen beiden Katern die nötige Zeit, um alle Phasen zu durchlaufen und schenke beiden gleich viel Zuneigung. Lasse die beiden Kater ihre Rangordnung selbst finden, ohne viel einzuschreiten.
Liebe Grüße, dein tierisch wohnen Team