Riiiiinnnnggggggg!!!! Der Wecker klingelt unerbittlich. Es ist Wochenende und 8 Uhr. Wenn ich denn gestern Abend beim Wecker stellen im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte war. Durch die geschlossenen Augenlider fällt mir auf, es ist noch recht dunkel draußen. Wie viele wissen, mag ich ja schwarz. Aber doch bitte nicht in Form von Dunkelheit beim Aufstehen. Irgendetwas Pelziges krabbelt in meinem Gesicht. Schlaftrunken und immer noch mit geschlossenen Augen überlege ich, was das denn sein könnte. War mein Mann immer schon so behaart? Nein, eher nicht. Als das pelzige Etwas spontan mit Schnarchen und Wuffen beginnt und mir ein haariges Pfötchen mitten in das Gesicht fliegt, wird mir klar: Joker the dog hat mal wieder bei uns im Bett geschlafen…
Darf der Hund auf das Sofa oder in das Bett?
Kleine Rückblende: Joker´s erster Abend bei uns war ein Donnerstag im Oktober. Nachdem wir daheim angekommen waren und ihm alles gezeigt hatten, wurde der gemütliche Teil des Abends eingeläutet. Wir schmissen uns auf die Couch, Joker saß davor und guckte uns nur an. Dazu muss ich sagen, dass ich nie ein Problem damit hatte, wenn ein Hund mit auf meiner Couch liegt. Solange ICH entscheide wann und sich der Hund MIR anpasst und nicht umgekehrt. Will heißen, ich möchte dort liegen, wo es mir gefällt und mich nicht in die kleine freie Ecke quetschen, die mir mein Hund gnädigerweise übrig gelassen hat.
Joker saß also immer noch unten und guckte. Meine Hundekenntnisse beschränkten sich damals wirklich auf das Nötigste und ich überlegte, was er denn möchte. Muss er mal? Nö, kann eigentlich nicht sein. Wir waren eben gerade. Hat er Hunger? Hmmm, möglich. Hunde haben ja bekanntlich immer Hunger. Aber gefuttert hatte er eigentlich auch erst vor einer halben Stunde. Vielleicht möchte er mit auf die Couch? Bingo! Also habe ich ihm ein Kuschelfell ausgebreitet, einladend drauf geklopft und schwupps kam er gesprungen, breitete sich genüsslich auf seinem Fell aus und wir schauten gemeinsam fern. Da fiel mir auch wieder ein, was seine Züchterin bei unserem ersten Besuch erwähnt hatte: Joker liebt Fernsehen. Besonders Krimiserien mag er. Jaaa, die mag er wirklich, wie wir an diesem Abend erleben durften.
Übernimmt der Hund das Kommando, wenn er in das Bett oder auf das Sofa darf?
Wie schon erwähnt, ich habe kein Problem damit, dass mein Hund mit auf die Couch oder in das Bett darf. Joker haart aber auch nicht übermäßig viel. Daher fällt das Fellproblem bei uns schon mal weg. Oft wird auch vermittelt: „Lass deinen Hund nie mit auf dein Sofa oder in dein Bett. Er wird so die Macht übernehmen und irgendwann darfst du selbst dort nicht mehr sitzen oder liegen. Und überhaupt hat das mit Erziehung nichts zu tun, das macht man nicht, das mach alles zunichte.“ Durch meine Ausbildung zur Problemhundetherapeutin und das Studieren der Hunde und ihres Verhaltens weiß ich mittlerweile, dass das totaler Blödsinn ist. Ein Hund macht es absolut nicht daran aus, wer das Sagen in der Familie hat. Er weiß aber sehr wohl, wer der Boss ist. Darf er eigene Entscheidungen treffen und liegt schon in eurem Bett, während ihr euch noch die Zähne putzt, könnt ihr davon ausgehen, dass er der Boss ist. Aber nicht etwa um euch zu ärgern. Nein, weil er es kann und ihr im Ansatz nichts dagegen getan habt. Fragt euer Hund aber stattdessen vorher mit einem Blickkontakt ab, ob das okay ist und ihr gebt ihm daraufhin das Sofa oder Bett frei, ist alles wunderbar. Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied.
So setzt du Grenzen: Blickkontakttraining
Wie bringt man seinen Hund aber nun dazu, diesen fragenden Blickkontakt aufzubauen? Ganz einfach und in einem früheren Beitrag auch schon erwähnt: Mit Blickkontakttraining. Der Grundlage von allem, darauf baut ihr eure ganze Erziehung auf. Schaut euch euer Hund freiwillig an, bestätigt dies mit einem Futterstückchen. Unter „freiwillig“ verstehe ich wirklich ganz freiwillig, ohne abgelenkt oder mit Futter gelockt zu werden. Die Aufmerksamkeit eures Hundes ist ganz bei euch. Beinahe wie beim Klickertraining. Nur dass man das Ding eh nie dabei hat, wenn man´s denn braucht und dieser nervige Klick übergangen wird. Blickkontakt – Bestätigung mit Futter. Klarer und motivierender geht´s für einen Hund doch nicht, oder? Aber auch dies ist meine ganz eigene und persönliche Meinung und Erfahrung als Trainerin, welche ich hier mit euch teile.
Wenn der Hund auf dem Sofa sitzt, ohne dass ihr es erlaubt
Springt euer Hund auf die Couch und ihr findet das gerade wenig prickelnd, weil ihr etwas am Laptop arbeitet und sich Hundefüßchen darauf eher weniger gut machen, bestraft ihn bitte nicht dafür. Er weiß nicht warum und was er falsch gemacht hat. Hat er ja auch eigentlich nicht. Er durfte es immer und keiner hat ihm eine Grenze gesetzt. Trainiert stattdessen mit ihm den freiwilligen Blickkontakt und das darauf folgende Abrufen. Das kann zum Beispiel eine einladende Bewegung sein wie ein Kopfnicken oder ein Klopfen auf die Decke. Was ich euch nur an´s Herz legen möchte ist, dies möglichst wortlos zu tun. Wie bereits erwähnt ist ein Wort häufig nie eindeutig gleich mit der damit verbundenen Körpersprache und das verwirrt Hunde oft. Sie wissen nicht klar, was ihr von ihnen wollt. Arbeitet ihr ausschließlich mit eurer Körpersprache, dann schon. Ihr merkt übrigens auch schnell, ob ihr euch eindeutig ausdrückt. Reagiert der Hund nämlich nicht und schaut euch nur fragend an, dann arbeitet daran und werdet für ihn klarer und deutlicher in eurem Ausdruck.
Hunde reagieren auf Körpersprache, so verständigen sie sich untereinander ja auch. Eine Lautäußerung findet nur dann statt, wenn etwas auftritt, was sie verunsichert und worauf sie ihr Rudel aufmerksam machen möchten. Daher ist es im Training für beide Seiten wesentlich einfacher und auch ruhiger und entspannter, die Sprache wegzulassen. Probiert es einfach mal aus.
Hund auf dem Sofa – Nicht alle Hunde wollen das
Habt ihr also kein hygienisches Problem damit, dass euer Hund mit auf der Couch liegt oder ab und zu bei euch im Bett, dann genießt die Nähe und das Kuscheln. Nicht alle Hunde mögen das aber und oft erzwingt sich der Mensch auch die Nähe des Hundes und ist enttäuscht oder sauer, wenn dieser sich zurückzieht. Das sollte aber akzeptiert und auch respektiert werden. Ihr habt ja schließlich auch nicht immer Lust, dass euch jemand knuddeln und anfassen möchte, oder? Im Hunderudel nennt sich das, was ausschaut wie kollektives Kuscheln übrigens „Kontaktliegen“. So beruhigen sich Hunde gegenseitig, entspannen und schlafen oft dabei ein.
Erziehungstechnisch braucht ihr euch jedenfalls keine Sorgen zu machen. Schaut ihr aktiv auf die gute Erziehung eures Hundes und habt klar definiert, wer bei euch der Rudelführer ist, spricht nichts gegen gemeinsame Kuschelstunden. Gerade jetzt in der kühleren Jahreszeit, wenn es am Abend wieder zeitiger dunkel wird, gibt es für uns nichts schöneres, als am Abend nach der Arbeit mit einer Tasse Tee und einem Buch oder Film in eine Decke eingemummelt auf der Couch zu lümmeln und mit Joker zu kuscheln. Oder ihn am Morgen nochmal für 5 Minuten zum Wachkuscheln in´s Bett einzuladen. Herrlich…
Wir wünschen euch eine schöne Herbstzeit, viele schöne und gemütliche Kuschelstunden und sagen
Tschüß bis zum nächsten Mal und Woof Woof
Sandra und Joker
Über Sandra
Hallo, ich heiße Sandra und lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund Joker in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Sachsen. Die Begeisterung für die Themen Wohnen und Einrichten begleitet mich schon seit mehreren Jahren. Vor allem liebe ich den cleanen nordischen Wohnstil mit viel Weiß, Grau, Schwarz und ab und zu einem Klecks Farbe. Im April 2014 wurde die Idee zu meinem Blog HUNDerterlei geboren, der all meine Leidenschaften vereint: Kreativität, gutes Essen, Wohnen und Einrichten – und natürlich Hunde!