Ja, beim heutigen Thema dreht sich alles um Dominanz. Es geht um Dominanz bei Hunden beziehungsweise darum, was der Mensch gerne mal unter diesem Begriff versteht.
Hundeerziehung ist nicht gleichzusetzen mit Kindererziehung. Diese endet irgendwann, spätestens wenn die lieben Kleinen das Haus verlassen und ihre eigenen Wege gehen. Ich habe keine Kinder, korrigiert mich bitte, wenn ich mich in dem Punkt täusche, hihi… Hundeerziehung jedenfalls findet ein ganzes Hundeleben lang statt. Lasst ihr es aus den unterschiedlichsten Gründen schleifen oder akzeptiert Dinge, weil ihr eben vielleicht gerade keine Zeit oder Nerven habt eurem Hund mitzuteilen, dass ihr das, was er gerade im Begriff ist zu tun, nicht gut findet… Tja, dann wird die Natur ihren Lauf nehmen. Alles was akzeptiert wird, ist aus Hundesicht nämlich okay und erlaubt. Wie soll er es auch besser wissen?
Ist Dominanz überhaupt schlecht?
Was ist nun meine Empfehlung für euch? Streicht das Wort „Dominanz“ aus euren Köpfen, wenn es um eure Hunde geht. Leitet sie an, motiviert sie und bestärkt Sachen, die euch an ihnen gefallen. Somit gebt ihr ihnen die Orientierung, die sie brauchen und sie werden das tun, was ihr von ihnen wollt. Ganz ohne Gewalt, Einschüchterung und Unterwerfung.
Was tun, wenn der Hund dominant ist?
Viele Leute wissen dann nicht mehr weiter und sagen „Hilfe, mein Hund ist so dominant! Was mach´ ich nur?“ Und dann werden sie auf den Plan gerufen, die diversen Trainer mit Trainingsmethoden und Ansichten aus der Steinzeit. „Obacht!“ erwidern diese dann. „Da musst du jetzt richtig durchgreifen, ein ordentlicher Rudelführer werden und deinem Hund jetzt aber mal langsam zeigen, wer hier das Sagen hat und wo es lang geht! Alphawurf, Schellen, Stachelhalsband, Schnauzengriff und hast du nicht gesehen. Je mehr du ihn unterwirfst und dominierst, umso eher wird er sich dir unterordnen.“ Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende…
Was ist denn nun aber Dominanz und woher kommt dieser Begriff?
Dominanz beim Hund kann man kurz so erklären:
- Ihr besitzt Rechte, Gegenstände und Freiheiten (Ressourcen)
- Diese werden von eurem Hund beansprucht, er gesteht sie sich selbst zu und…
- Ihr akzeptiert das.
Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Wie schon erwähnt, alles was von euch akzeptiert wird, ist für euren Hund erlaubt und okay.
- Kein Hund, der an der Leine zieht, ist dominant. Warum? Weil es akzeptiert und nicht am Grundproblem des Hundes gearbeitet wird. Wieso wird eigentlich immer gefragt, was gegen das Ziehen an der Leine unternommen werden kann? Wieso wird denn nie gefragt: „Warum zieht er denn an der Leine und was kann ich tun, dass er statt dessen gerne neben MIR läuft?“
- Kein Hund, der Menschen anspringt, ist dominant. Warum? Weil es akzeptiert wird und sich keiner fragt: „Wieso springt der Hund denn Leute an?“ Das Anspringen kann vielerlei Gründe haben, wir müssen uns nur dafür interessieren.
- Kein Hund, der Futter oder andere Ressourcen verteidigt, ist dominant. Er ist von Natur aus Egoist und somit auf sein Wohl und seine Erhaltung bedacht und sein Verhalten wurde akzeptiert.
- Kein Hund mit Aggressionen gegenüber Artgleichen ist dominant. Er hat nur gelernt, was ihm gehört, er sich angeeignet hat oder ihm zugestanden wird, gegenüber Artgleichen zu verteidigen. Er handelt für sich völlig logisch. Und es wurde und wird akzeptiert.
Ich habe diese Beispiele angeführt, da als dominantes Verhalten bei Hunden gerne mal Dinge aufgezählt werden wie Knurren, Anspringen, Nicht-Hören, Verteidigen von Futter oder Spielzeug, aggressives Verhalten gegenüber Artgleichen oder auch markieren. Dagegen empfohlen wird häufig wie auch schon erwähnt: „Werde ein richtiger Rudelführer!“ Aber was heißt das?
Rudel = eine geschlossene Gruppe gleichartiger Individuen einer Tierart, die sich Rechte und Pflichte teilen, sich untereinander fortpflanzen sowie dauerhaft zusammenleben.
Um dafür zu sorgen, dass der Hund „funktioniert“, wird also ein starker Rudelführer benötigt. Ihr sollt dem Hund zeigen, wo es lang geht und wer hier die Regeln aufstellt. Erinnert ihr euch noch an den Satz „Solange du deine Füße unter meinen Tisch…“? Tja, so war es sicher bei vielen von uns und daher sind auch viele Leute geneigt, dieses Verhalten auf ihre Hunde zu übertragen. Leben wir doch in einer Familie und müssen uns an Regeln halten. Nur sind wir nun mal Menschen und der Hund nicht, und glaubt mir… der weiß das. Der weiß ganz genau, dass ihr ein Mensch seid und kein Artgleicher und er weiß auch, dass ihr kein Rudel bildet. Das bilden nämlich nur Artgleiche, zum Beispiel Wölfe in freier Natur. Dort sind das Familienverbände, die aus den Leittieren (Elterntieren) und deren Nachwuchs bestehen. Die Elterntiere leiten ihren Nachwuchs an und übernehmen die Führung. Wenn sie mit 1 bis 2 Jahren geschlechtsreif werden, wandern die Jungtiere meist ab und gründen ihr eigenes Rudel. Eigentlich wie in einer Menschenfamilie, nur sind Hunde aber keine Menschen, haben andere Eigenschaften und das müssen wir uns vor Augen führen.
Gründe für Dominanz beim Hund
In Gefangenschaft sieht das bei Wölfen schon wieder ganz anders aus. Da sind die Gemeinschaften meist künstlich gebildet und erzwungen und die Tiere kommen oft nicht aus derselben Familie. Würde ein Jungtier normalerweise abwandern, um sein eigenes Rudel zu gründen, ist das hier nicht möglich. Die Tiere sind gezwungen miteinander zu konkurrieren und da knallt´s natürlich auch schon mal, wenn um Futter, den Liegeplatz, den Partner oder um andere Ressourcen gekämpft wird.
Leittiere im Rudel
Wie kommen viele aber nun darauf, dass wir mit unserem Hund gemeinsam im Rudel leben? Ich denke, die Abstammung vom Wolf ist hier maßgeblich und, schwupps!, wurde alles vom Wolf auf den Hund übertragen. Dass sich der Hund im Laufe der Zeit aber entwickelt hat, eine Domestikation, also ein Wandel von Wild- zu Haustier stattgefunden hat und und er mittlerweile ein ganz anderes Verhalten als der Wolf zeigt, ist hierbei wohl untergegangen. Auf jeden Fall aber hinkt der Begriff „Rudel“, wenn wir vom Zusammenleben von Hund und Mensch sprechen. Und das Lieblingswort vieler Trainer, nämlich „Rudelführer“ ist somit auch hinfällig.
Im Übrigen sind die Leittiere eines in freier Natur lebenden Wolfsrudels die souveränsten und ruhigsten Tiere. Von denen kommt keines auf die Idee, einen Alphawurf oder schmerzhaften Schnauzengriff auszuführen oder Mitglieder des Familienverbandes auf andere Art Schmerzen zuzufügen. Und ich denke, daran können wir uns guten Gewissens orientieren, wenn es darum geht, mit unserem Hund ein Team zu bilden. Denn genau das sollten wir sein. Mein Hund ist nicht mein Lebenspartner und auch nicht mein Kind und das weiß er auch. Er rüttelt nicht an meinem Thron, wenn er auf der Couch liegt oder sägt an meinem Stuhl, weil er ab und zu mit im Bett schlafen darf. Auch nicht, indem er auf den Tisch schaut, weil ihn gebeten habe, fürs Foto mal den unfassbar dominanten Hund zu mimen.
Bis zum nächsten Mal ihr Lieben!
Viele Grüße und Woof Woof!
Sandra und Joker
Über Sandra
Hallo, ich heiße Sandra und lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund Joker in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Sachsen. Die Begeisterung für die Themen Wohnen und Einrichten begleitet mich schon seit mehreren Jahren. Vor allem liebe ich den cleanen nordischen Wohnstil mit viel Weiß, Grau, Schwarz und ab und zu einem Klecks Farbe. Im April 2014 wurde die Idee zu meinem Blog HUNDerterlei geboren, der all meine Leidenschaften vereint: Kreativität, gutes Essen, Wohnen und Einrichten – und natürlich Hunde!