Immer häufiger taucht, in Zeiten vegetarischer und veganer Ernährungsweisen, die Frage auf, ob auch der Hund vegetarisch ernährt werden kann. Grundsätzlich ist dazu zu sagen, man kann so ziemlich alles. Ob es immer Sinn macht, ist eine andere Sache. Und ob es artgerecht und ausgewogen ist eine weitere. Vor allem, da es sich beim Hund immer noch um ein Raubtier handelt und somit um einen Fleischfresser. Aber wie setzt sich die „normale“ Ernährung eines Hundes zusammen und was passiert, wenn dabei komplett auf Fleisch verzichtet wird?
Kann man Fleisch einfach weglassen?
Zuerst muss gesagt werden, dass zwar alle Hunde Fleischfresser sind, aber dennoch individuell behandelt werden sollten, was die Ernährung betrifft. So gibt es beispielsweise Hunde, die an diversen Allergien leiden und auf Futtermittel, Gräser oder Pollen reagieren. Es wird zwar gesagt, dass erst gegartes Fleisch aufgrund der Denaturierung von Eiweiß allergieauslösend wirkt, aber aus eigener Erfahrung und auch der einiger meiner Kunden habe ich hierbei auch schon mitbekommen, dass einige Fleischsorten einfach nicht vertragen werden. Egal ob roh oder gekocht gefüttert. Ist es da eine alternative Lösung, das Fleisch einfach ganz wegzulassen?
Was bedeutet „normale“ Ernährung bei Hunden?
Schauen wir uns mal die besagte „normale“ Ernährung eines Hundes an – hier am Beispiel der biologisch artgerechten Rohfütterung, kurz BARFEN. Hierbei wird empfohlen, die tägliche Futtermenge je nach Aktivität, Alter und Stoffwechsel anhand von zwei bis vier Prozent des Körpergewichtes zu berechnen. Die errechnete Menge spaltet sich in Fleisch- und Gemüseanteil. Wie gesagt, normalerweise.
Schauen wir uns das Ganze doch mal an, wenn wir den Fleischanteil weglassen und durch proteinreiche Nahrungsmittel ergänzen. Was könnte das sein? Gemüsesorten die gut zu verfüttern sind und auch gut vertragen werden sind zum Beispiel Zucchini, Fenchel, Gurke, Karotten, Sellerie und auch Rucola. Hier müsst ihr einfach ausprobieren, was euer Liebling mag. Achtet nur darauf, das Gemüse etwas anzukochen, um es leichter verdaulich zu machen. Füttert des weiteren Karotten immer in Verbindung mit etwas Öl, damit das darin enthaltene Vitamin A verwertet werden kann. Im Rahmen einer vegetarischen Ernährung kann das Leinöl oder auch Kokosöl sein. Möchtet ihr Obstsorten füttern, könnt ihr u.a. auf Äpfel, Bananen, Erdbeeren, Himbeeren, Aprikosen (natürlich ohne Kerne), Birnen und auch Melone zurückgreifen. Das ist im Sommer besonders lecker und schmeckt vielen Hunden richtig gut.
Obacht bitte bei Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Brennnessel, Tomaten, Paprika, rohen Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Sojabohnen. Diese Dinge solltet ihr bitte meiden. Sie gehören auf die Liste der für Hunde verbotenen Nahrungsmittel.
Meine Erfahrungen mit Joker
Jetzt hätten wir also den Gemüse- bzw. Obstanteil der vegetarischen Ernährung geklärt. Womit kann dies jetzt noch ergänzt werden? Hierzu erzähle ich euch kurz eine eigene kleine Geschichte…
Joker hatte vor einiger Zeit von jetzt auf gleich Durchfall. Wovon ist unbekannt. Dieser zog sich schon ein paar Tage hin und wir wissen ja, dass es da bereits kritisch werden kann, wenn sich keine Besserung einstellt. Kurz vor dem Wochenende, die Tierärztin im Urlaub… Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich ihn durch seine Nierenprobleme und Harnsteine gezwungenermaßen mit proteinreduziertem Spezialfutter ernähren müssen. Aufgrund der nicht sooo idealen Inhaltsstoffe stellte sich aber das bereits bekannte Problem mit seiner Haut wieder ein. Kurzum, er sah am Bauch und den Innenschenkeln aus wie ein Streuselkuchen, hatte teilweise offene Hautstellen, war ständig am knabbern und hat sich nicht wirklich wohl gefühlt. Habt ihr aber die Wahl zwischen OP, aufgrund von Harnsteinen, oder allergischen Reaktionen, wofür würdet ihr euch entscheiden?
Nierenprobleme aufgrund (zu) proteinreicher Kost
Ich war bis zu seiner Nierendiagnose ein absoluter Verfechter von Rohfütterung, welche sich wie beschrieben aus Fleisch und Gemüse zusammensetzt. Den Kohlenhydratanteil in Form von Nudeln oder Reis haben wir komplett weggelassen. Wohl hat er sich gefühlt, die Haut sah auch spitze aus und das Fell hat geglänzt. Tja, aber die Nieren konnten mit dem hohen Proteinanteil offenbar nichts anfangen. Es war ihnen schlicht und einfach zu viel und unsere Tierärztin meinte ebenfalls, es gibt einige Hunderassen, die von Grund auf schon zu Nierenproblemen neigen. Der Cocker Spaniel gehört ganz klar auch dazu.
Da standen wir nun – so langsam am verzweifeln und auch leicht panisch. Was habe ich also gemacht? Das, was bei Kindern auch gemacht wird und so habe ich langsam mit einer Schonkost für Joker begonnen. Ich habe Karotten zwei Stunden lang gekocht und mit weich in Wasser gekochtem Milchreis angeboten. Er mochte es. Natürlich. Er mag alles, hihi… Und siehe da, es stellte sich eine Besserung ein. Der Kot begann sich langsam wieder zu formen und ich ergänzte seinen Speiseplan um klein geschnittenes, gekochtes Hähnchenfleisch. Das hat er auch gut vertragen und es ging langsam wieder aufwärts. Das ganze fütterte ich circa eine Woche und ein weiterer positiver Nebeneffekt machte sich bemerkbar: Sein Hautzustand verbesserte sich deutlich. Mooooment, dachte ich mir. Jetzt schaust Du mal, ob sich das nicht irgendwie vereinbaren lässt mit Haut UND Nieren und so bastelte ich für Joker einen eigenen Speiseplan zusammen, der etwas proteinreduziert ist und trotzdem alle Bedürfnisse abdeckt. Was wir füttern? Hier ein kleiner Überblick:
- Reis, Milchreis, Nudeln, Vollkornnudeln, gekochte Kartoffeln
- Brokkoli, Fenchel, Zucchini, Karotten, Bananen, Äpfel, Melone, Gurke
- Hüttenkäse, griechischer Joghurt, Magerquark
- ein rohes Eigelb inklusive Schale pro Woche
- täglich etwas Leinöl
- reduzierter Fleischanteil in Form von Rind, Lamm, Pferd, Huhn
Mittlerweile geht es ihm wieder richtig gut, seine Verdauung ist prima und die Haut ein Traum. Möchtet ihr den Fleischanteil komplett weglassen, ergänzt ihn wie erwähnt mit proteinreichen Nahrungsmitteln wie Magerquark, griechischem Joghurt, Hüttenkäse, Reis oder gekochten Kartoffeln. Auch Brokkoli ist übrigens mit vier Gramm Eiweiß pro 100 Gramm ein guter Proteinlieferant.
Ganz auf Fleisch möchte ich persönlich bei Jokers Ernährung nicht verzichten, da ich der Meinung bin, es gehört zum Speiseplan eines ursprünglichen Fleischfressers einfach dazu. Es gibt allerdings einiges an Alternativen, die durchaus zu einer ausgewogenen vegetarischen Ernährung beitragen können. Hierbei ist immer zu sagen: Beobachtet euren Hund genau. Wiegt ihn regelmäßig, achtet auf Fell- und Hautzustand und schaut, dass er sich wohlfühlt. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Wenn es dem Hund gut geht, er aktiv ist, muntere Augen hat und sichtbar gesund ist, spricht nichts gegen eine vegetarische Ernährung. Nicht jeder Hund ist wie der andere. Einer verträgt alles, ein anderer ist extrem empfindlich. Ein dritter kommt bei zehn Kilogramm Körpergewicht mit 200 Gramm Futter am Tag prima aus und ein vierter braucht bei gleichem Gewicht 350 Gramm, einfach weil er einen hohen Stoffwechsel hat und körperlich sehr aktiv ist.
Probiert es einfach aus und lasst mich gerne an euren Erfahrungen teilhaben.
Liebe Grüße und Woof Woof!
Sandra und Joker
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Über Sandra
Hallo, ich heiße Sandra und lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund Joker in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Sachsen. Die Begeisterung für die Themen Wohnen und Einrichten begleitet mich schon seit mehreren Jahren. Vor allem liebe ich den cleanen nordischen Wohnstil mit viel Weiß, Grau, Schwarz und ab und zu einem Klecks Farbe. Im April 2014 wurde die Idee zu meinem Blog HUNDerterlei geboren, der all meine Leidenschaften vereint: Kreativität, gutes Essen, Wohnen und Einrichten – und natürlich Hunde!