Wenn ich meinen Hund um etwas beneide, dann um seine Haare. Jetzt bitte nicht falsch verstehen: Nicht um die am kompletten Körper, aber um den Glanz und die Geschmeidigkeit. Als schönes und dichtes Haar verteilt wurde, hat Joker ganz laut „Hier“ gebrüllt und sich in die erste Reihe vorgekämpft. Ich war wahrscheinlich gerade auf Toilette. Oder am Buffet. Aber lassen wir das.
So schönes Haar will natürlich gepflegt sein, ganz klar. Und da habe ich auch von Beginn an darauf geachtet. Als Joker zu uns kam, hatte er noch ganz feines Junghundefell. Mit der Zeit wurde das immer dichter, bekam Struktur und wir konnten schon recht früh erkennen, wohin die Reise einmal gehen würde. Und zwar zu sehr dichtem, aber geschmeidigen Cockerfell. Unser erster Cockerspaniel Ben hatte eine ganz andere Haarstruktur, eine eher fusselige. Sein Fell hat das Wasser aufgesaugt wie ein Schwamm und schrie immer nach einer Extraportion Pflege. Aber dazu später mehr.
Wer einen Cockerspaniel sein Eigen nennen darf, der weiß, dass dieses Fell schon etwas mehr an Pflege benötigt. Daher haben wir uns auch entschieden, zur Pflege unserer Hunde einen Profi zu Rate zu ziehen. Ich bürste Joker mehrmals wöchentlich. Zusätzlich gehört die Pflege der Ohren, der Augen und der Pfötchen zu unserer Routine. Geht’s ans Baden und Föhnen, dann bin ich raus. Zumindest bei mir zu Hause. Das ist aber meine persönliche Meinung. Hätte ich ein Haus mit separater Waschküche, wo ich mir dort einen Platz zum Baden und Trocknen einrichten könnte, dann sähe das schon anders aus. Im kleinen Bad, schwitzend mit Joker und Föhn auf dem Boden, die heraus gekämmten schwarzen Haare an der Decke, den Wänden und im Dekolleté klebend à la „Ich hab’ drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär…“… Haben wir alles ausprobiert und ganz ehrlich: Ich fand´s jetzt nicht sooo prickelnd. Also ab zum Hundefriseur mit professioneller Ausstattung und dem nötigen Know-how. Und da kam sie ins Spiel: Kathrin Rölke. Seit nunmehr 11 Jahren geht sie ihrer Passion nach und sorgt mit viel Engagement, Wissen, Können und Einfühlungsvermögen für schicke Hunde sowie glückliche Frauchen und Herrchen im Hundeladen und -salon „Frei Schnauze“.
Sie ist mir in den vergangenen Jahren nicht nur als Freundin sehr ans Herz gewachsen, ich habe auch großen Respekt vor ihrem Können und lege viel Wert auf ihre Meinung und Empfehlung zur Hundepflege. Daher habe ich mir gedacht, hey, frag ihr diesbezüglich doch mal ein paar Löcher in den Bauch! Daher habe ich Kathrin heute mit ins Boot geholt und bestimmt interessiert es euch auch, was sie zu meinen Fragen zu sagen hatte.
Sandra: Liebe Kathrin, erst einmal vielen Dank, dass du mir heute Rede und Antwort stehst. Das Thema Hundepflege liegt uns ja beiden am Herzen. Worauf schaust du eigentlich besonders, wenn ein Hund das erste Mal zu dir zur Pflege kommt?
Kathrin: Zuerst einmal sollte der Hund ganzheitlich betrachtet werden. Hat er Hautprobleme oder leidet er zum Beispiel an Allergien oder anderen Unverträglichkeiten? Gibt es andere Probleme? Das kläre ich im Erstgespräch mit dem Kunden ab. Dann schaue ich mir den Hund an. Wie ist seine Anatomie? Ist das Haar eher weich oder hart? Darauf stimme ich dann auch die Pflegeprodukte ab. Wie ist die Haarstruktur? Um welche Rasse handelt es sich? Wird er geschnitten, getrimmt oder geschoren? Wie sind die Kundenwünsche? Möchte der Kunde einen Schnitt nach Rassestandard oder etwas Pflegeleichteres wie ihr zum Beispiel, wobei aber immer noch die Rasse mit ihren Besonderheiten gut zu erkennen ist.
Sandra: Wie muss ich mir das genau vorstellen? Welche Unterschiede gibt es denn bei den verschiedenen Hunden, wenn es um Haarstruktur und die unterschiedlichen Felltypen geht? Und worauf muss geachtet werden, wenn der Hund unter Unverträglichkeiten leidet?
Kathrin: Erinnerst du dich an damals, als Joker seine starken Hautprobleme hatte? Da habe ich ein spezielles Teershampoo benutzt, um seine Haut zu beruhigen und nicht noch zusätzlich zu reizen. Dieses enthält Naturstoffe, ist stark pflegend, rückfettend und löst Schuppen und Hautablagerungen. Also genau das, was er mit seiner schuppigen Haut damals brauchte. Dann ist wichtig zu schauen, ob der Hund getrimmt wird, wie zum Beispiel ein West Highland White Terrier oder geschoren wie ein Pudel. Einen frisch gebadeten Hund kann man nicht trimmen, wobei vor dem Schneiden oder Scheren das Baden für ein tolles Endergebnis sorgt.
Sandra: Du hast recht, ich erinnere mich. Ben hatte ja auch ganz anderes Fell als Joker, nicht wahr?
Kathrin: Genau. Bens Fell war von Natur aus eher spröde und brüchig und hatte grisselige Spitzen. Bei ihm habe ich nach dem Baden ein Pflegeöl ins Fell eingearbeitet, um das Haar geschmeidig zu machen und ihm eine schöne Struktur zu verleihen. So ließ es sich prima frisieren. Bei Joker wäre das zu viel des Guten, er braucht das nicht. Ein anderer Hund mit anderer Haar- und Hautbeschaffenheit braucht wieder eine andere Pflege. Das zu erkennen macht einen professionellen Hundefriseur aus. Du siehst, ein und dasselbe Feuchtigkeitsshampoo für alle Hundekunden funktioniert nicht.
Sandra: Ja das stimmt, daher überlasse ich Jokers Pflege auch dem Profi. Joker ist ja nun schwarz. Wenn ich an weiße Hunde denke, fällt mir auf, dass viele von ihnen einen Gelbstich im Fell haben. Wie kann dem entgegen gewirkt werden?
Kathrin: Grundsätzlich wird, egal welche Farbe das Fell hat, zweimal shampooniert. Der erste Shampoonierdurchgang spült den Dreck aus dem Fell, der zweite sorgt für die Pflege. Bei einem weißen Hund verwende ich zuerst einen Tiefenreiniger, um das Fell gründlich zu reinigen. Danach benutze ich ein spezielles Weißshampoo, welches dem Fell den Gelbstich nimmt. Es gibt übrigens auch ein spezielles Shampoo für schwarze Hunde. Dieses sorgt für ein ausdruckstarkes und tiefes Schwarz und nimmt den Grauschleier weg.
Sandra: Hihi, das ist ja fast wie beim Menschen mit Shampoo für coloriertes Haar, trockene Spitzen, fettiges Haar usw… Aber im Ernst. Ich weiß, dass du sehr auf das Wohl der Hunde achtest, aber auch darauf, sie nicht zu vermenschlichen. Was ist dir in deinem Salon besonders wichtig?
Kathrin: Hygiene im Salon ist für mich das A und O. So verwende ich zum Beispiel für jeden Hund frische Handtücher und desinfiziere alle benutzten Pflegewerkzeuge nach Gebrauch sofort. Wird beispielsweise vom Besitzer eine Schur verlangt, die absolut nicht artgerecht ist, so habe ich dies auch schon abgelehnt. Hierbei handle ich immer im Sinne des Hundes. Ich verzichte lieber auf Umsatz und frisiere weniger Hunde, halte dafür aber den Hygienestandard ein und arbeite art- und hundgerecht.
Sandra: Stichwort Welpenpflege. Ich biete meinen Kunden ja ein sogenanntes Tierarzttraining an, um die Kleinen positiv an die Erfahrung „Tierarzt “ heranzuführen. Gibt es so etwas eigentlich auch bei dir?
Kathrin: Ja das gibt es und das ist auch etwas ganz Wichtiges wie ich finde. Zum Friseur zu gehen hat für uns Menschen etwas Entspannendes. Wir werden betüddelt und genießen die Auszeit. Für viele Hunde bedeutet Hundefriseur aber einfach nur Stress, weil es eben nicht artgerecht ist. Die Hunde vollbringen Höchstleistungen beim Friseur. Überleg doch mal, wie lange Joker immer bei mir ist. Erst baden, dann trocken föhnen und danach noch ewig still stehen auf dem Tisch. Das ist nicht wirklich natürlich und ein Hund würde es sich von allein auch nicht aussuchen. Er fände es eher cool, sich im Dreck oder in Aas zu wälzen und das wiederum ist für den Menschen, bei dem er lebt, eher weniger attraktiv. Um seinem Hund die Prozedur nahe zu bringen, sollte man ihn so früh wie möglich beim Hundefriseur vorstellen. In der ersten Sitzung wird er auf den Frisiertisch gesetzt und kann sich erst einmal in Ruhe umschauen und alles beschnüffeln. Herrchen und Frauchen sind da natürlich dabei. Kein Welpenbesitzer sollte den Fehler machen und seinen Hund das erste Mal beim Friseur abgeben und wieder gehen. Der Hund versteht nicht, warum er in dieser fremden für ihn vielleicht auch angsteinflößenden Umgebung mit den neuen Leuten allein gelassen wird, könnte das negativ verknüpfen und wird daraufhin immer seine Probleme beim Friseur haben. Das muss nicht sein. Im Beisein der Besitzer wird der Hund, wobei fast schon egal ist, ob Welpe oder erwachsener Neukunde, positiv an die Pflegegräte wie Bürste oder Kamm, das Geräusch der Maschine oder des Föhns und auch an fremde Berührungen an Körper, Kopf, Mäulchen, Pfötchen und Ohren herangeführt. Du glaubst nicht, wie viele Hunde Probleme mit Berührungen haben und zusammenzucken…
Sandra: Doch, das weiß ich leider. Ich erlebe das bei meinen Kunden auch so oft und worauf das zurückzuführen ist, können wir uns denken. Daher predige ich auch immer, die Hände nur positiv am Hund einzusetzen durch Streicheln oder Füttern. Alles andere zerstört das Vertrauen in den Menschen und das darf dann u.a. auch der Friseur ausbaden, stimmt´s?
Kathrin: Genau. Ich taste mich bei jedem Hund erst einmal vorsichtig heran. Egal ob es sich um einen Tierheimhund, Welpen oder erwachsenen Neukunden handelt. Ich arbeite liebevoll, aber bestimmt. Der Hund muss das Gefühl haben, dass ich weiß, was ich tue und nicht unsicher bin. Das wiederum gibt ihm Sicherheit und er kann sich sozusagen guten Gewissens in meine Hände begeben. Ich schaue auch darauf, den Hund nicht unnötig lang zu frisieren. Wie gesagt, es ist nichts Natürliches für einen Hund und so lange stillzustehen ist schon eine Leistung. Es gibt aber auch Hunde, die beim Frisieren einschlafen und das wirklich genießen.
Sandra: Welche ergänzende Pflege zur Fellpflege empfiehlst Du? Wir reinigen zum Beispiel immer noch Augen und Ohren und putzen die Zähne…
Kathrin: Das ist genau richtig. Vor allem bei unseren Cockern und ich weiß ja, wovon ich rede, muss auf eine gute Ohren- und Augenhygiene geachtet werden. Stichwort Hängeohren. Da kommt ja so keine Luft ran, also müssen die Ohren öfter gelüftet und die Haare im Gehörgang regelmäßig entfernt werden, damit sich hier kein Nährboden für Entzündungen bilden kann. Die Öhrchen sollten innen zartrosa sein. Ich reinige sie mit einem Wattepad und einer milden Ohrreinigungslösung. Für die Augen benutze ich ein weiches Tuch und eine milde Augenpflegelotion. Es gibt auch spezielle Tücher, die für Augen und Ohren benutzt werden können. Diese sind reißfest und mit einer milden Lotion getränkt. Das ist praktisch für zu Hause und unterwegs.
Sandra: Stimmt, die haben wir, die sind toll! Noch kurz zu den Pfötchen. Gibt es da noch etwas zu beachten?
Kathrin: Ich schaue bei jeder Pflege auch mit nach den Pfötchen. Die Ballen sollten im Sommer wie im Winter glatt und nicht rissig sein. Sind sie das doch einmal, empfehle ich zur Pflege eine spezielle Salbe. Diese macht die Pfötchen wieder schön geschmeidig. Das Fell zwischen den Ballen sollte immer gekürzt sein, da Hunde durch Hecheln die Pfoten akklimatisieren. Ist dort das Fell zu lang, wird das für den Hund vor allem im Sommer beschwerlich. Und im Winter sammelt sich der Schnee und kann zu festen Kugeln zusammenklumpen, was den Hund beim Gehen hindert und Schmerzen verursachen kann. Ebenso wie auch eingewachsene oder zu lange Krallen. Danach schaue ich auch immer. Normalerweise laufen sich die Krallen auf Asphalt ab. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, werden sie bei der Pflege mit gekürzt.
Sandra: Wooaah. Das war wirklich eine ganze Menge an Informationen! Vielen, vielen Dank dafür! Liegt dir noch was am Herzen, was du loswerden möchtest?
Kathrin: Ja das gibt es. Wie du siehst, spielt beim Hund alles eine Rolle. Anatomie und Ernährung sind genauso wichtig wie ein liebevoller, bestimmter Umgang und gute, professionelle Pflege. Spart nicht an der Ernährung und der Pflege eures Hundes. Es wird so viel Geld für alles Mögliche ausgegeben, was der Hund nicht braucht. Und der Mensch kauft, weil´s alle kaufen. Ein Hund möchte gepflegt sein, vor allem für die gezüchteten Langhaarrassen ist das absolut wichtig. Verfilzt das Fell, sieht das nicht nur unschön aus und tut weh beim Auskämmen. Es bildet sich auch ein Nährboden für Bakterien und Entzündungen. Pflegt eure Hunde regelmäßig. Auch zwischen den Friseurterminen. Das erspart dem Friseur nicht nur unnötigen Extraaufwand und euch Geld, sondern vor allem euren Hunden die Schmerzen beim Entfilzen. Investiert in gute Produkte und Werkzeuge sowie eine professionelle Hundepflege. Und achtet auf eine natürliche und gute Ernährung. An der Ernährung gespart ist am falschen Ende gespart. Die Ernährung spielt eine große Rolle und wirkt sich neben der Gesundheit auch aufs Fell, die Haut und die allgemeine äußere Erscheinung des Hundes aus. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass der Hund das Futter gut verwertet und dieses möglichst frisch und naturbelassen ist.
Joker sitzt hier mit offenem Mäulchen und staunt. So viel Neues hat er heute erfahren und weiß jetzt genau Bescheid. Wir sagen: Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal!
Liebe Grüße und Woof Woof!
Sandra und Joker
Über Sandra
Hallo, ich heiße Sandra und lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund Joker in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Sachsen. Die Begeisterung für die Themen Wohnen und Einrichten begleitet mich schon seit mehreren Jahren. Vor allem liebe ich den cleanen nordischen Wohnstil mit viel Weiß, Grau, Schwarz und ab und zu einem Klecks Farbe. Im April 2014 wurde die Idee zu meinem Blog HUNDerterlei geboren, der all meine Leidenschaften vereint: Kreativität, gutes Essen, Wohnen und Einrichten – und natürlich Hunde!
1 Kommentar