Ein Erfahrungsbericht
Stirbt die geliebte Katze, steht die Frage im Raum, was mit dem Körper des besten tierischen Freundes passieren soll. Unsere Autorin entschied sich dafür, ihren Kater kremieren zu lassen. Die Urne mit der Asche hat einen ganz besonderen Platz in der Wohnung verdient.
Der französische Autor Pierre Corneille sagte einmal: „Jeder Augenblick im Leben ist ein Schritt zum Tode hin.“ Schließlich ist das einzige im Leben, was sicher ist, der Tod. Ein wahrer Satz. Und doch, so scheint es, sind die meisten überrascht, wenn es dann soweit ist und das Lebensende unausweichlich. Ähnlich erging es mir auch mit meinem Kater:
Mein Kater: Ein Freund auf Lebenszeit
Ich war 21 und beruflich in einer anderen Stadt, als mein Kollege spät abends beim Spazierengehen mit seinem Hund ein Katzenbaby fand. Festgebunden auf einem Maisfeld. Auch wenn ich mich normalerweise bemühe, an das Gute (im Menschen) zu glauben, fällt es mir schwer, in diesem Fall davon auszugehen, dass jemand so aus Nächstenliebe gehandelt hat. Ich gab dem Katzenbaby ein neues Zuhause und päppelt den Kleinen, einen Kater, auf. Und er, er dankte es mir mit so viel Zuneigung, dass wir zu einer Art Seelenverwandten wurden. Wir verstanden uns ohne Worte. Manchmal reichte sogar nur ein Gedanke. Eine derart innige Verbindung hatte ich – von Klein auf mit Tieren aufgewachsen – mit keinem anderen Lebewesen jemals gehabt. Es ging sogar so weit, dass mein bei mir verkuschelter, anhänglicher, stets schnurrender Kater alle, wirklich alle anderen Menschen – von meinem Freund über Freunde bis hin zu meinen Eltern – anknurrte, anfauchte und sogar angriff. Wenn ich an unsere Verbindung denke, bekomme ich noch immer Gänsehaut.
Es vergingen Wochen, Monate und Jahre. Ich zog unzählige Male um, studierte, arbeitete, lebte und liebte – und wurde mit meinem Kater erwachsen. Peedy wurde zu einer Art Anker, einer, der immer da war. Was auch immer passierte. Meine Konstante im Leben. Einzig als ich schwanger wurde, mied er mich für ein paar Tage. Nicht lange, nur kurz.
Vom Baby zum Senior: Wenn sich das Alter bemerkbar macht
Als Peedy nach knapp 16 gemeinsamen Jahren plötzlich schlechter hörte, schob ich das auf sein Alter. Schließlich gelten Katzen ab einem Alter von etwa sieben Jahren als Senioren. Peedy fraß gut und spielte trotzdem unbeirrt mit allem weiter, was ihm vor die Pfötchen fiel. Dass er nicht mehr allzu gut hörte, schien ihm nichts auszumachen. Doch dann färbten sich seine Augen trüb – und er sah nicht mehr gut. Ich ging mit ihm zum Tierarzt. Der nahm Blut ab und sagte mir, dass ältere Katzen oftmals hohen Blutdruck haben, der wiederum zu einem erhöhten Augeninnendruck, dem grünen Star, führen könne. Unbehandelt drohe so dauerhafte Blindheit. Mit Blutdrucksenkern im Gepäck fuhr ich nach Hause. Positiv gestimmt. Den Blutdruck, dachte ich mir, den bekommen wir schon runter. Am nächsten Tag klingelte bereits morgens das Telefon. Früher als vereinbart. Mit ernster Stimme sagte mir der Tierarzt, dass mein Kater an einer chronischen Niereninsuffizienz leide. Im fortgeschrittener Stadium. Neben den Tabletten solle er täglich Infusionen bekommen. Und: Uns bliebe nicht mehr viel gemeinsame Zeit. Er sprach von Wochen, wenn überhaupt. Seine Erkrankung war schon so weit fortgeschritten, dass sein Körper nahezu vergiftet war. Ohne langwierige, vorherige Anzeichen. Peedy war schon immer ein Kämpfer gewesen und hat selbst als Katzenbaby mit schlimmstem Katzenschnupfen und hohem Fieber gespielt, als wäre er gesund. Ich erlebte den Tag wie in Trance, brach immer wieder in Tränen aus.
Unheilbar krank: Langsamer Abschied vom geliebten Freund
Peedy baute täglich mehr ab. Seine Tabletten verweigerte er bereits kurze Zeit später. Ich beschloss, dass seine letzten Tage so schön wie möglich werden sollten und er nur noch das essen sollte, was er liebte: Thunfisch. Als er auch diesen verweigerte und keinerlei Lebensfreude mehr zeigte, wusste ich, dass es Zeit war, Abschied zu nehmen. Wir kuschelten stundenlang, er schlief auf meiner Brust mit seinem Kopf auf meiner Schulter. Sein Schnurren klang quietschend. Wasser hatte sich in seiner Lunge gesammelt. Ich fiel eine Entscheidung. Der Gedanken, ihn leiden und unter Krämpfen, eine der vielen negativen Begleiterscheinungen einer CNI, gehen zu lassen, war für mich unerträglich. Am nächsten Morgen sagte ich ihm, dass er nicht mehr leiden müsse. Ich weiß, er hat mich verstanden: Nachdem er die letzten Tage ausschließlich geschlafen und getrunken hatte – eine Folge der chronischen Niereninsuffizienz – stand er auf und lief ein letztes Mal durch die Wohnung ins Badezimmer. Dort sprang er, völlig erblindet, mit letzter Kraft in die Wanne und trank ein letztes Mal aus dem Hahn.
Time to say good bye: Wenn das Ende unausweichlich ist
Mein Tierarzt ist zum Glück ein Arzt mit Herz. Auch ihm tat es weh, Peedy so zu sehen. Auf meinem Schoß auf seiner Kuscheldecke wurde ihm Pentobarbital, ein Barbiturat, verabreicht. Sollte dein Liebling auch irgendwann einmal so krank sein, dass die Euthanasie unausweichlich ist, achte bitte unbedingt darauf, dass der Tierarzt Pentobarbital verabreicht – und nicht das Embutramid T61, durch das die Tiere, werden sie nicht vorher narkotisiert, schlimmste Todesqualen erleiden und bei vollem Bewusstsein ersticken. Peedy schnurrte, als er für immer einschlief. Ich weiß nicht, wie lange ich noch da saß, weinend. Die Seele meines Seelenverwandten, meines bestes Freundes war weitergereist. Der bis dato schlimmste Tag in meinem Leben.
Urnen für Tiere: Für jeden Geschmack die richtige Wahl
Irgendwann, später, kam die unausweichliche Frage, was mit seinem Körper passieren soll. Ich war zum Glück vorbereitet und mir war klar, dass ich Peedy auf keinen Fall „entsorgen“ lassen wollte. Ich wünschte mir, dass die Urne mit seiner Asche in meiner Wohnung steht. Der Tierarzt empfahl mir ein spezielles Tierbestattungsunternehmen: das Kleintierkrematorium im Rosengarten. Auf der Webseite suchte ich mir im Katalog eine Urne aus. Puristisch, clean, aus unbehandeltem Holz. Ohne Schnickschnack. Jedoch gibt’s für alle Geschmäcker etwas: Aus Glas, Keramik, Ton, Metall, Stein, Holz – die Bestattungsunternehmen haben unzählige Materialien etwas im Repertoire. Auch in Sachen Design gibt’s keine Grenzen: Von klassisch-schlicht bis hin zu extravagant-kunstvoll, von geschwungen bis hin zu kantig, es wimmelt sowohl vor großen Unternehmen als auch kleinen Manufakturen, die Tierurnen für jeden Geschmack anbieten. Schließlich, so der Trend, vermeiden immer mehr Tierbesitzer die bloße Entsorgung ihres Lieblings über die kommunale Tierkörperbeseitigung. Hierbei wird der Tierkörper mit anderen Kadavern und tierischen Abfällen erst grob zerkleinert und anschließend bei 133 Grad sterilisiert und getrocknet. Danach wird das Fett aus der Masse herausgepresst– ein idealer Brennstoff für die Industrie! Der übrige Rest wird zu Tiermehl verarbeitet. Für mich war allein die Vorstellung ein No-go.
Tierbestattung: Pietätvoll und emotional
Nachdem ich Abschied genommen hatte von meinem Liebling entschied ich mich dafür, ihn beim Tierarzt zu lassen. Mein Kater ging an einem Samstag auf die andere Seite der Regebogenbrücke und das Tierkrematorium konnte ihn erst am Montag abholen. Draußen jedoch war es recht warm – und ich habe in meiner Stadtwohnung keine ausreichenden Kühlmöglichkeiten. Eine Entscheidung, die mir wahrlich nicht leicht fiel. Doch die Tierbestatter gingen wahnsinnig pietätvoll vor und informierten mich über jeden Schritt. Außerdem beantworteten sie mir im Vorfeld meine unzähligen (!) Fragen. Als mein Kater dann ins Krematorium überführt wurde, wurde ich ebenfalls informiert. So wusste ich immer, wo mein kleiner Liebling gerade war. Nach ein paar Tagen durfte ich die Urne dann abholen. Ein schwerer Gang. An einem sonnigen Tag nahm ich im Tierbestattungsinstitut Platz auf einem Sofa. Wieder liefen mir die Tränen übers Gesicht. Die Bestatterin übergab mir Bilder von Peedy, der kurz vor der Kremierung noch einmal aufgebahrt wurde. Er sah aus, als würde er schlafen. Ganz friedlich.
Seine Urne steht jetzt im Schlafzimmer. Für die einen vielleicht makaber. Für mich aber der passendste Platz: Zu Lebzeiten ist Peedy immer schnell ins Schlafzimmer gehuscht, wenn ich die Tür mal wieder nicht schnell genug geschlossen hatte. Mein Bett hat er geliebt. Allerdings schlief er am liebsten… auf meinem Gesicht. Deshalb blieb die Schlafzimmertür meist zu. Jetzt darf er dort jedoch bleiben. So lange, er möchte.