Bei der Suche nach einem neuen Wohnort gibt es häufig zwei Optionen: Stadt oder Land.
„Stadtleben – laut, durcheinander, schmutzig!“
„Ich brauche das Stadtleben. Immer was los und immer mittendrin“
„Nichts los in diesen Dörfern!“
„Endlich habe ich meine Ruhe hier auf dem Land – schöne Natur!“
So lauten oftmals Aussagen der Menschen. Doch was sagen die Hunde zur Wahl des Wohnortes? Wo sind die Vierbeiner besser aufgehoben? In der vollen und lauten Stadt oder doch eher auf dem Land, wo man sich vor freier Natur und Ruhe kaum noch retten kann? Hier erfährst du etwas über die Vor- und Nachteile des Stadtlebens sowie über beide Seiten des Landlebens:
Die Vorteile vom Leben mit Hund in der Stadt
In einer Großstadt ist für jeden was dabei, sogar für den besten Freund des Menschen. Eine Stadt verfügt nicht nur über Nachteile sondern über einige Vorteile für das Leben mit dem Hund: Schnelle Erreichbarkeiten, egal ob zu Geschäften, Freizeiteinrichtungen oder zum Park. Das heißt also auch kurze Wege, die meist super zu Fuß mit dem Hund erreichbar sind. Auch kurze Entfernungen zu Tierärzten kommen den Vierbeinern definitiv zu Gute. Stadt bedeutet Trubel. Da mögen viele denken: „Die armen Hunde, viel zu viele Geräusche und Gerüche.“ An sich wahre Worte, dennoch kennt jeder das Wort „Gewöhnung“. Sind Hunde in der Großstadt aufgewachsen, sind sie auch die herrschenden Geräusche und Gerüche gewohnt. Aber auch für Hunde, die neu in der Stadt sind, ist es wie für uns Menschen eine reine Gewöhnungssache. Städte haben des Weiteren immer eine schöne Atmosphäre: Lockerheit, Offenheit und zahlreiche (spontane) Kontakte. Viele Hundebesitzer treffen sich im Park oder auf anderen Grünflächen, um gemeinsam die Vierbeiner zu bespaßen – wobei gleichzeitig neue Kontakte geknüpft werden, sowohl für Hund als auch für Herrchen oder Frauchen. Viele Städte haben zudem einen tierfreundlichen Status. So zählt beispielsweise Leipzig zu den beliebtesten Städten für Mensch und Hund.
Die Nachteile vom Leben in der Stadt mit Hund
Das Leben in der Stadt hat definitiv auch eine negative Seite, gerade für die Vierbeiner. Vor allem Aspekte wie Lärm, Hektik, Schmutz oder Abgase lassen einen negativen Blick auf das Leben in der Stadt zu. Jetzt könnten die Kritischen unter uns sagen: „Wir Menschen hören doch genauso die vielen lauten Geräusche, warum sollte es für den Hund ein Problem sein?“ Ja, der Hund hört zwar alles, was der Mensch auch hört, jedoch wesentlich präziser. Das Gehör eines Hundes unterscheidet sich nämlich in folgenden Punkten: Zum einen hören Hunde Tonhöhen, die ein Mensch nicht wahrnehmen kann. Um sich das eventuell besser vorstellen zu können: Wir Menschen nehmen Geräusche von 20 bis 20.000 Schwingungen pro Sekunde wahr während ein Hund Geräusche von circa 15 bis 50.000 Schwingungen pro Sekunde wahrnimmt. Zum Anderen sind Hunde in der Lage ihre Ohrmuscheln zu bewegen, was bewirkt, dass Vierbeiner sämtliche Geräusche viel präziser wahrnehmen können. Daraus lässt sich schließen, dass das Leben in der Stadt mit all den vielen Geräuschen schon eine Hausnummer für den Vierbeiner ist.
Ltadaute Geräusche sind Stress für den Hund
Aber nicht nur der Geräuschpegel, sondern auch das hohe Verkehrsaufkommen bringt Sorgen für Hunde mit sich: Erhöhte Abgase schaden zum einen der Gesundheit des Vierbeiners, gleichzeitig bedeutet ein hohes Verkehrsaufkommen auch ein hohes Unfallrisiko. Ferner kommt es durch eine hohe Dichte an Menschen zu viel Schmutz und Dreck innerhalb der Stadt. Hunde fressen Abfall oder verletzen sich zum Beispiel an Scherben o.Ä. was bedeutende Auswirkungen auf die Gesundheit des Hundes haben kann.
Die Hundesteuer
Ein weiterer, für die Stadt, negativer Aspekt ist die Hundesteuer. Hundesteuer? Was ist das denn Hübsches? Bei der Hundesteuer handelt es sich wie der Name schon sagt um eine Gemeindesteuer, mit der das Halten eines Hundes, egal wo, besteuert wird. Oftmals hört man als Synonym für die Hundesteuer das Wort „Luxussteuer“, denn schon damals galt: Wer einen Hund zum Vergnügen halten kann, kann sich auch an den Gemeindekosten beteiligen. Die Höhe der Hundesteuer* ist dabei von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich und kann also nicht verallgemeinert werden. Dennoch gilt, dass sie in kleineren Örtchen günstiger ist als in Großstädten wie Berlin oder München – Überraschung. Grob lässt sich sagen, dass die Steuer für die Vierbeiner auf dem Lande zwischen 5 und 50 Euro beträgt, während man in der Stadt mit 60 bis 190 Euro rechnen kann. Einige Stadtbeispiele zum Thema Hundesteuer
In Hamburg beläuft sich die Hundesteuer auf rund 90€. In Berlin beträgt die Steuer des ersten Hundes um die 120€ und für jede weitere Fellnase 180€. In München müssen Hundebesitzer mit 100€ rechnen, in Düsseldorf mit 96€ für den ersten Hund, 150€ für den zweiten und bis zu 180€ für jeden weiteren Vierbeiner. In Köln muss für den Vierbeiner 156€ bezahlt werden. Beispiele für eine kleinere Stadt finden sich zum Beispiel in Zeven in Niedersachsen. Hier werden 30€ für den ersten Hund, 43€ für den zweiten und rund 55€ für jeden weiteren Hund fällig. Im Hessischen Marburg sind rund 60€ für den Hund zu zahlen.
*Alle Angaben zu den genannten Zahlen sind keine genauen Summen, da die Steuersätze sich verändern können und auch Internetseiten keine genauen Quellen sind. Für genaue Angaben wendet euch an die zuständige Gemeinde. Wuff! Bei einem Blick auf die Anzahl positiver und negativer Aspekte bezogen auf ein Leben mit Vierbeiner in der Stadt überwiegen dennoch die negativen Aspekte, gerade in Hinsicht auf die Gesundheit des Hundes (Lärm, Schmutz, Luft, Verkehr). Nichtsdestotrotz hat das Stadtleben auch positive Aspekte, wie die vielen Menschen, tierische Freunde und Parks bzw. Grünflächen zum austoben. Das Landleben: Vor- und Nachteile für Hundebesitzer
Die Vorteile des ruhigen Landlebens
Auf dem Land denkt man an das perfekte Hundeleben, denn das Land bietet Einiges und vor allem Positives für das Leben eines Vierbeiners. Im Gegensatz zur Stadt ist das Land voll mit Grünflächen und Natur, Wälder, Parks, Wiesen und Grundstücken mit angeschlossenem eigenen Garten – perfekt also zum Austoben, Spielen und für lange Spaziergänge. Weiter herrscht auf dem Land eine geheimnisvolle Ruhe, denn die Häuser stehen nicht wie in der Stadt dicht an dicht. Auch der Verkehrsaspekt wendet sich auf dem Land zum Positiven. Landgebieten haben bei Weitem nicht so ein hohes Verkehrsaufkommen wie Städte und somit sinkt auch die Gefährdung für die Vierbeiner. Hunde sind somit freier und können fast bedenkenlos ohne Leine laufen. Zuviel Ruhe kann zum Nachteil werden
Die Ruhe auf dem Lande ist schön und gut, aber zu viel davon ist auch nicht unbedingt ein Vorteil. Gewöhnt der Hund sich an diese Ruhe, lässt ihn zu viel Tumult schnell verzweifeln und überfordert ihn. Ferner ist die Rolle des Hundes zwischen Stadt und Land oft verschieden. Gerade auf dem Land ist es oft nicht das geschätzte Familienmitglied, der Freund der Kinder und des Herrchens, sondern dient eher als Hofhund und häuslicher Bodyguard. Ein weiterer Nachteil sind die weiten Entfernungen zu Einkaufsmöglichkeiten. Klar gibt es nahezu in jedem Dörflein ein Hofladen und viele Dörfer verfügen auch über Supermärkte – dennoch ist das nicht überall der Fall. Folge: Lange Autofahrten zum Tierarzt, zu Märkten etc. was natürlich eine Belastung für die Vierbeiner darstellt. Hunde sind jedoch wie wir Menschen schnell anpassungsfähig, wobei die Vorteile und auch Nachteile trotzdem bei der Wahl des Wohnortes berücksichtigt werden sollten. Umzug von der Stadt aufs Land: Unsere Erfahrungen
Wir selbst haben mit der Familie lange Jahre in München verbracht – nicht im Münchener Umland, sondern direkt in der Stadtmitte. Was für eine großartige Zeit! Unsere Hunde haben sich pudelwohl gefühlt und die Abwechslung zwischen Innenstadt mit Marienplatz, Gärtnerplatz und Co. sowie den Isarauen mitsamt Flaucher wie auch den Englischen Garten genossen. Die Erfahrung zeigt: Wer die Hunde gut auf die Stadt vorbereitet, der kann entspannt den täglichen Herausforderungen entgegenschauen. Da konnte Stella täglich morgens ihre Brötchentüte nach Hause schleppen und Sammy durfte am Ufer der Isar „Baywatch-like“ seine Runden drehen und größere Hunde erfolgreich vom Beschnüffeln unseres Kinderwagens abhalten. Seit einer Weile erleben wir das andere Extrem: flaches, dörfliches Land, wo wir das Glück haben einen großen Garten um uns herum zu haben. Hier gilt: Tür auf, Glück herein! Es ist großartig! Die Hunde können einfach hinaus und auf Erkundung gehen. Zugleich stellen wir fest, dass die Gewöhnung an die Großstadtabenteuer nachlässt – und die Tatsache, dass sie auch weniger Hunden begegnen, fördert nicht gerade ihre Sozialkompetenz. Aber für unseren kleinen, alten Chihuahua-Rüden Sammy ist dieses Modell genau das Richtige. Hier kann er in Ruhe seine wohlverdiente Hunde-Rente antreten. Und wenn ihn das Abenteuer packt, signalisiert er uns ganz klar „Leute, ich fahr heute mit in die Stadt!“. Wir hätten nicht gedacht, wie vielfältig Stadt UND Land für uns und unsere Hunde sein können und stellen fest, dass es die Lebensumstände und unsere eigenen Einstellungen sind, die auch den Hunden das richtige Gefühl vermitteln.
Über unsere Gastautorin
Julia ist Hundepsychologin und bloggt mit ihrem Mann auf Issn‘ Rüde über das Zusammenleben von Mensch und Tier. Mittlerweile begleiten Hunde sie schon seit zehn Jahren. Im sonnigen Süden Deutschlands leben sie zusammen mit ihrem Chihuahua-Rüden „Sammy“ und ihrer verspielten Viszla-Hündin „Stella“.