Tragt ihr euch mit dem Gedanken einen Hund als neues Familienmitglied aufzunehmen? Dann solltet ihr euch über eines klar sein: Das wird nicht nur euer Hund sein. Soll heißen? Eure Umgebung wird sich, wenn sie von eurem Gedankenspiel erfahren hat, genauso viele Gedanken um die Thematik machen wie ihr. Es werden Meinungen, gut gemeinte Tipps und Ratschläge auf euch einprasseln.
„Du musst unbedingt im Tierheim nach einem Hund schauen! Da gibt es so viele tolle Hunde“ und „Geh auf keinen Fall ins Tierheim. Die Hunde dort haben alle eine Meise!“
„Ihr müsst definitiv einen Züchter suchen. Nur ein Hund vom Züchter ist genetisch, physisch und psychisch gesund und bringt eine gute Sozialprognose mit!“ und „Geht um Himmels Willen nicht zum Züchter! Die Hunde da sind alle überzüchtet und total anfällig für alles Mögliche.“
„Wenn Hund, dann einer aus dem Ausland! Da kannst Du was Gutes tun und einen Vierbeiner retten.“ und „Um Gottes Willen niemals einen Hund aus dem Ausland! Du weißt doch gar nicht, was die schon erlebt haben und außerdem wissen die, dass sie dich nicht brauchen. Sie sind ja als Straßenhunde auch prima alleine klar gekommen!“
Ihr merkt schon, Tipps und Ratschläge von allen Seiten wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Ihr könnt euch die verschiedenen Meinungen anhören, auch meine. Es sind nur Empfehlungen. Entscheiden könnt, und solltet, ihr jedoch ganz allein.
Wenn ihr euch über einige Dinge vorher im Klaren seid und euch bewusst macht, was euch erwarten kann, ist es im Grunde genommen egal, woher euer Hund kommt. Erziehungstechnisch liegt es in eurer Hand, was ihr daraus macht. Jeder Hund ist eine Wundertüte. Selbst wenn er bei euch in eurem Haus und unter eurer Aufsicht geboren wird und aufwächst. Auch dann weiß man nicht zu 100 Prozent, was gesundheitlich in ihm schlummert. Und daher ist es völlig wurscht, ob ihr euch für einen Hund aus dem Tierheim, vom Züchter oder aus dem Ausland entscheidet.
Was ist nun aber das Für und Wider der drei verschiedenen Herkunftsorte? Lasst uns das heute mal gemeinsam anschauen.
1. Züchter
„Ein Hund vom Züchter garantiert eine artgerechte Aufzucht, gute Ernährung, sozialisiertes Verhalten, lange Lebenserwartung, Gesundheit aufgrund Ausschluss der verschiedensten Krankheiten durch regelmäßige Untersuchungen der Elterntiere usw.“ Manchmal stimmt das, manchmal leider aber auch nicht. Habt ihr einen Züchter gefunden, der eure Traumhunderasse züchtet, schaut ihn euch genau an. Ich biete potentiellen Kunden auch gern an, sie bei den Besuchen zu begleiten – einfach weil vier Augen mehr sehen als zwei. Gemeinsam schauen wir uns das Haus genau an und wie die Welpen untergebracht sind. Wie ist es um die Sauberkeit im Haus bestellt? Gerade wenn dort Welpen leben, sollte es reinlich sein. Werden sie in die Familie integriert oder leben sie abgesondert? Achtet der Züchter darauf, dass kein Welpe von seinen Geschwistern „gemobbt“ wird und so zum schwächsten Glied im Rudel wird? Werden die Elterntiere unaufgefordert gezeigt, sind diese gut sozialisiert, aufgeschlossen und freundlich? Oder sind sie gerade nicht da, weil krank oder irgendwo zum decken? Oder wenn sie da sind, ist die Mutter extrem scheu und ängstlich? Wie verhalten sich Muttertier und Welpen gemeinsam? Werdet ihr zu einer Entscheidung gedrängt oder möchte euch der Züchter auch erstmal kennenlernen, stellt Fragen und interessiert sich? Möchte er schauen, wohin sein Welpe kommt und sicher gehen, dass er es bei euch möglichst gut hat? Schaut euch die Welpen an und beschäftigt euch mit ihnen. Geht sie regelmäßig besuchen, sobald dies möglich ist. Habt ihr euch für einen von ihnen entschieden, könnt ihr zeitnah bereits beim Züchter unter Anleitung eines guten Trainers damit beginnen, mit dem Kleinen langsam und vorsichtig zu arbeiten. Natürlich alles im Beisein der Mutter. So sieht auch der Züchter, dass es euch ernst ist und ihr auf die Erziehung und das Wohl des Welpen Wert legt. Interessiert ihn das nicht und er möchte im Gegenteil nur, dass ihr die Welpen kurz anschaut und euch dann auch schnell entscheidet, bezahlt und von dannen zieht, würde ich persönlich die Finger von der ganzen Sache lassen.
2. Tierheim
„Alle Hunde aus dem Tierheim haben einen Knall.“ Diese festgefahrene Meinung schwirrt leider noch in vielen Köpfen herum. Dazu kann ich nur sagen, dass das so nicht stimmt. Sicherlich sind neben Trennungshunden, Weihnachtsgeschenken und Hunden, dessen Besitzer gestorben sind, auch viele Hunde im Tierheim gelandet, weil ihre Besitzer mit ihnen nicht mehr zurecht gekommen sind. Doch oftmals hat hierbei zumeist nicht unbedingt der Hund „Schuld“. Aber auch vermeintlich schwierige und schwer vermittelbare Hunde können sich unter professioneller Anleitung eines Trainers an eurer Seite prima entwickeln. Man muss es nur wollen und ihnen eine Chance geben – aber man muss sich im Klaren sein, dass dies viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Zeit erfordert. Dann können das traumhafte Hunde sein. Was die Vorgeschichte angeht, ist es sicher hilfreich zu wissen, was ihnen passiert ist. Das verkürzt den Prozess der Verhaltensanalyse zumindest ein Stück und ihr wisst, woran ihr arbeiten müsst. Die Vergangenheit ändern könnt Ihr aber nicht. Blickt also mit einem vermeintlich eher schwierigen Hund nicht zurück, sondern betrachtet immer die Gegenwart. Nehmt euch einen guten Trainer mit, der euch bei eurem Besuch begleitet und lasst diesen den Hund eurer Wahl begutachten. So wird schnell klar, was in diesem Hund steckt und ob das etwas ist, woran ihr gemeinsam arbeiten könnt und wollt. Eine Chance auf ein neues schönes Zuhause haben all diese Hunde verdient.
3. Ausland
„Ein geretteter Hund aus dem Tierheim wird dir ewig dankbar sein.“ Auch dieser Satz stimmt nur teilweise. Dankbarkeit kann von einem Hund in der Form, wie es beim Menschen ist, nicht empfunden werden. Es gibt viele gute Organisationen, die es Tieren aus dem Ausland ermöglichen, nach gesundheitlicher Überprüfung und tierärztlicher Behandlung in Deutschland bei einer neuen Familie oder Pflegestelle ein schönes Zuhause zu finden. Das ist eine tolle Sache wie ich finde. Über die Vergangenheit dieser Hunde weiß man oft nicht viel bis gar nichts. Warum und weshalb das auch nicht wirklich wichtig für uns und unsere Erziehung ist, habe ich im vorherigen Absatz geschrieben. Was wir jedoch nicht außer Acht lassen dürfen, ist die Tatsache, dass viele Hunde aus dem Ausland auf der Straße gelebt und dort natürlich auch gejagt und sich selbst versorgt haben. Im Grunde genommen wissen sie, dass sie unabhängig sind. Das könnt ihr ihnen nicht wieder abtrainieren, das ist fest geprägt. So kann es schnell passieren, dass der Hund nach dem Ableinen beim Spaziergang auch mal kurz stiften geht.
Egal für welche Art der Herkunft ihr euch jetzt entscheidet, bitte kauft keinen Welpen irgendwo auf Märkten oder Rastplätzen zu verschwindend geringen Preisen. Hier ist das Leid der Tiere zumeist unfassbar hoch, die Mütter sind reine Gebärmaschinen, die selten bis nie das Tageslicht sehen, geschweige denn soziale Kontakte haben. Damit rettet ihr keinen Welpen – im Gegenteil. Ihr sorgt mit eurem Mitgefühl dafür, dass sich das Rad immer weiterdreht.
Ich wünsche euch jedenfalls ganz viel Freude bei der Auswahl eures neuen Familienmitgliedes, egal woher und egal ob Welpe oder ausgewachsener Hund. Die erste Zeit bei euch ist die Allerwichtigste. Hier prägt ihr euren Hund auf euch und stellt die Weichen für euer Zusammenleben. Habt ganz viel Erfolg und Freude dabei!
Liebe Grüße und Woof Woof!
Sandra und Joker
Über Sandra
Hallo, ich heiße Sandra und lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund Joker in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Sachsen. Die Begeisterung für die Themen Wohnen und Einrichten begleitet mich schon seit mehreren Jahren. Vor allem liebe ich den cleanen nordischen Wohnstil mit viel Weiß, Grau, Schwarz und ab und zu einem Klecks Farbe. Im April 2014 wurde die Idee zu meinem Blog HUNDerterlei geboren, der all meine Leidenschaften vereint: Kreativität, gutes Essen, Wohnen und Einrichten – und natürlich Hunde!
Hallo Sandra,
ich bin seit 3 Wochen glückliche Hundebesitzerin und habe mich über‘s Internet auf so manchen „Hundeseiten“ umgeschaut. Zu lernen gibt es für meine Yorkie-Malteser-Mischlingsdame Nala aus Spanien und mich natürlich noch sehr viel.
Deine Seite „tierisch-wohnen“ ist so informativ, gut nachvollziehbar und total nett/humorvoll geschrieben. Ich bin sicher, dass mir deine Tipps in einigen Bereichen sehr hilfreich sein werden.
Das Blickkontakttraining z.B. funktioniert schon recht passabel.
Deshalb: ein ganz dickes Lob und einen großen Dank an dich !
Tierische Grüße
Mia