Joker und ich haben uns heute hier zum Kaffee verabredet. Es ist Sonntag, lebensbejahend grau in grau draußen, es stürmt und wir haben heute ein wichtiges und interessantes Thema vor uns. Es geht um die Rutenhaltung beim Hund. Eine weitere Hundegeschichte voller Missverständnisse…
„Wieso, was ist da misszuverstehen?“ Joker schaut mich fragend an. „Ist doch alles sonnenklar! Wenn ich mich vor etwas fürchte, dann…“ Ooooh der kleine Haarige greift wieder vor. Also, immer schön eins nach dem anderen. Gehen wir erstmal kurz auf die verschiedenen Rutenarten beim Hund. Wir haben da zum einen die Ringelrutenträger, wie zum Beispiel den Mops oder auch den Spitz. Da kringelt sich die Rute über den Rücken. Dann gibt es die Form der Stummelrute, wie sie der Welsh Corgi beispielsweise trägt. Die Rute des Schäferhundes dagegen ist schwertförmig und mit Behang, wobei die des Kurzhaar-Weimaraners säbelförmig ist, also eher dünn und lang. Das nur als kleines Beispiel.
Wofür braucht der Hund aber denn nun seine Rute?
Er hält darüber zum Beispiel die Balance, die er bei Sprüngen, fixen Wendungen oder auch zum Beschleunigen und Abbremsen braucht. Beim Schwimmen dient sie teilweise als Ruder und der Verdrängung von Wasser zur Vereinfachung der Drehung beim Schwimmen. Soviel zur Theorie.
Wie schaut das jetzt in der Praxis aus? Wie kann die Rutenhaltung des Hundes interpretiert werden und was sagt sie über dessen Stimmungslage aus? Was ich zu beinahe jedem Kundentermin mitbekomme ist, dass die Rutenhaltung auch heutzutage noch fehlgedeutet wird. Die Ursache darin liegt sicher auch in der Verbreitung des allgemeinen Irrglaubens, dass ein Hund sich freut, wenn er mit der Rute wedelt. In den vergangenen Beiträgen habe ich ja schon des öfteren von der Vermenschlichung des Hundes durch den Menschen geschrieben und auch hier schlägt er wieder zu, der Vermenschlichungs-Teufel, hihi…
Kann ein Hund menschliche Gefühle besitzen? Kann er treu sein, lieben? Hat er Werte, an denen er sich orientiert und denkt er vorausschauend? Nicht wirklich, oder? Zumindest wenn wir das ganze einmal objektiv betrachten. Kann sich also ein Hund freuen wie ein Mensch…?
Ein Beispiel zum Selbsttest
Nehmen wir dieses Beispiel noch einmal zu Grunde und stellen uns folgende Situation vor. Das benutze ich im übrigen auch gerne in Kundengesprächen um zu verdeutlichen, wie falsch die Vorstellung ist, dass Rutewedeln etwas mit Freude zu tun hat. Beschäftige Dich mit Deinem Hund, und gib ihm einen Kauknochen. Lass ihn etwas darauf kauen und sei dann ganz böse. Nimm ihm nämlich mittendrin diesen Knochen wieder weg. Was passiert jetzt? Dein Hund wird Dich erwartungsvoll ansehen und irgendwann beginnen mit der Rute zu wedeln. Habt ihr jetzt in dieser Situation wirklich das Gefühl, dass sich euer Hund darüber freut, dass ihr den Knochen habt und nicht er? Nicht wirklich, oder? Er wedelt aus einer Erwartungshaltung heraus. Was passiert jetzt? Was macht sie jetzt? Wie geht´s weiter? Bekomme ich meinen Knochen zurück? So etwas zum Beispiel könnte im Kopf eures Hundes in dem Moment vorgehen. In meiner Ausbildung habe ich ein sehr bildliches Beispiel für´s Rutewedeln beigebracht bekommen. Stellt euch einfach ein großes Fragezeichen über dem Kopf eures Hundes vor und das trifft es meiner Meinung nach auf den Punkt.
Jetzt sind aber neben dem typischen Wedeln er Rute noch einige andere Rutenhaltungen zu beobachten. Lasst uns die mal gemeinsam anschauen:
1. Rute steht senkrecht nach oben, Analdrüsen sind freigelegt = aktive, provokante Haltung
Bei der Begegnung von zwei Hunden habt ihr sicher schonmal die Analkontrolle beobachten können. Hierbei wird der fremde Hund in der Analregion ausgiebig beschnüffelt und so entdeckt. Das Analdrüsensekret wird mit dem Kot gemeinsam abgesetzt und macht einem fremden Hund im Revier den Inhaber dieses Reviers klar. Und genau den Sinn, das zu erforschen hat auch das erschnüffeln beim Hundetreffen. Jeder Hund hat hierbei ein individuelles „Aushängeschild“. Durch das hohe Tragen der Rute zeigt der Hund eine aktive Haltung und drückt aus „Hier habe ich das Sagen“.
2. Rute steht waagerecht zum Boden = drohende Haltung
Meist stehen hierbei die Haare an Nacken, Rücken und der Rute nach oben, was diese Körpersprache noch verstärkt. Hier ist Vorsicht geboten. Der Hund droht und sollte keinesfalls angefasst oder gestreichelt werden. Hierbei gleich mal noch ein Tipp. Kommt ein Hund frontal auf euch zu, vermeidet es bitte vorerst diesen zu streicheln. Erst wenn er sich seitlich zu euch eindreht und eventuell auch leichten Körperkontakt sucht, gibt er euch durch seine Körpersprache das Signal, dass berühren und streicheln jetzt okay ist.
3. Rute hängt locker herab = Normale, neutrale und entspannte Haltung
Diese Haltung seht ihr auch auf den Fotos, die ich von Joker auf unserer Hunderunde heute
Morgen gemacht habe. Seine Rute hängt beim Laufen ganz entspannt ohne Bewegung herab.
Selbst Ringelrutenträger können übrigens diese Haltung annehmen.
4. Rute ist leicht zwischen die Hinterbeine gezogen = defensive Haltung
Zudem geht der Hund mit seinem Körper zurück und knickt leicht mit den Hinterbeinen ein. Er drückt damit seine Zurückhaltung aus, will seinen Gegenüber klar machen, dass er hier nichts für sich beanspruchen möchte und nicht provozieren will. Die Analdrüsen sind hierbei durch die Rute verdeckt, der Hund möchte somit ein Verströmen seines Duftes und damit eventuell empfundene Provokation vermeiden. Auf einem von Jokers Bildern von heute Morgen ist das schön zu sehen. Er hatte in der Ferne etwas entdeckt, was ihm Angst gemacht hat und schwupps war die Rute leicht zwischen die Hinterbeine geklemmt.
5. Rute ist komplett zwischen die Hinterbeine gezogen = unterwürfige Haltung
Diese Rutenhaltung ist die Steigerung der vorherigen defensiven Haltung. Zusätzlich sind meist die Ohren angelegt und der Kopf geduckt. Der Hund „schleicht“ förmlich. Er ist komplett unterwürfig, will in keiner Form provozieren. Manchmal sind sogenannte Beschwichtigungssignale zu erkennen wie das Schnauzelecken.
So, ich hoffe, dass ich euch die Körpersprache des Hundes am Beispiel der Rutenhaltung etwas näher bringen konnte. Beobachtet mal auf Spaziergängen eure und andere Hunde und achtet dabei auf die Rutenhaltung und ihr Verhalten.
Liebe Grüße, Woof Woof und bis zum nächsten Mal!
Sandra und Joker
Über Sandra
Hallo, ich heiße Sandra und lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund Joker in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Sachsen. Die Begeisterung für die Themen Wohnen und Einrichten begleitet mich schon seit mehreren Jahren. Vor allem liebe ich den cleanen nordischen Wohnstil mit viel Weiß, Grau, Schwarz und ab und zu einem Klecks Farbe. Im April 2014 wurde die Idee zu meinem Blog HUNDerterlei geboren, der all meine Leidenschaften vereint: Kreativität, gutes Essen, Wohnen und Einrichten – und natürlich Hunde!
Hallo, seit paar Tagen hat mein Sami kommisches Verhalten beim Kotabsetzen. Er dreht die Rute wie eine Propeller. Ausser dem hat er absolut keine Beschwerden. Was hat es zu bedeuten?
Hallo Edith, am besten gehst du mit deinem Sami zum Tierarzt. Der kann deinem Sami vor Ort am besten helfen. Viele Grüße von deinem tierisch-wohnen-Team