Einzelner Hund oder doch lieber mehrere?

Hund alleine halten

„Du Sandra, sag mal, ist Joker nicht recht einsam und wünscht sich einen Spielgefährten?“ Das fragte mich vor kurzem meine Nachbarin. Eine ganz zauberhafte ältere Dame, die sich offenbar Sorgen um das Seelenleben meines Hundes macht. Was ich darauf geantwortet habe? „Glaube ich nicht oder was würden Sie sagen, wenn ihr Mann eines Tages mit einem Kollegen um die Kurve kommt und Ihnen den neuen Sachverhalt erklärt? Der Kollege wohnt ab jetzt bei Ihnen, Sie können aber nicht ausziehen, da Sie von Ihrem Mann abhängig sind und haben da auch gar keine Lust darauf. Es ist ja schließlich Ihr Mann. Fänden Sie das toll?“

Fand sie nicht und schon sind wir mitten im aktuellen Thema: Reicht ein einzelner Hund oder sollten es mehrere sein? Diese Frage spaltet die Hundefreunde. Die einen sagen, einer genügt mir völlig, damit bin ich zeitlich und finanziell ausreichend ausgelastet. Die anderen meinen, einer alleine ist doch langweilig, zwei machen viel mehr Spaß. Und vor allem, sie können sich miteinander beschäftigen und spielen, wenn ich mal keine Zeit habe. Was ist aber nun richtig?

Was richtig oder falsch ist, muss auch hier wieder jeder für sich entscheiden. Ich werde an dieser Stelle lediglich meine Meinung und meine Erfahrung mit euch teilen und daher sage ich an dieser Stelle ganz klar: Mehrhundehaltung muss nicht sein.

Eine Frage, die Hundebesitzer spaltet

Das oben genannte Beispiel, das ich meiner Nachbarin anführte, geistert schon seit längerer Zeit durch die Hunde-Community und ich finde, es trifft den Kern sehr gut. Es ist auch eines der wenigen Beispiele, wo der Vergleich von Mensch zu Hund zum besseren Verständnis herangezogen werden kann… Es bezeichnet nämlich den Zustand der Abhängigkeit und genau das ist unser Hund von uns: abhängig. Wir entscheiden, ob und wann er Futter bekommt, ob er ein Dach über dem Kopf hat und ein warmes kuscheliges Körbchen, dass er versorgt wird, wenn es ihm nicht gut geht und so weiter. Er ist kein Selbstverdiener mit eigener Wohnung, eigenem Konto für den Einkauf beim Metzger des Vertrauens und eigenem Freundeskreis. Wir sind sein Mittelpunkt im Leben. Zumindest sollten wir das sein, wenn wir möchten, dass ein Zusammenleben funktioniert. Euer Hund kann demzufolge nicht entscheiden auszuziehen, wenn es ihm bei und mit euch zu blöd wird. Er ist auf euch angewiesen.

Stellt euch nun mal bitte vor, ihr kommt am Abend mit einem zweiten Hund nach Hause. Die Blicke eures Hundes sind sicher einmalig und ich habe einen Cocker Spaniel. Glaubt mir, deren Mimik ist sowieso an sich schon ein Traum, hihi… Viele Hunde werden sicher den Eindringling erst einmal aus ihrem Reich verbellen. Frechheit aber auch! Was erlaubt der sich! Und Frauchen bringt den auch noch mit. Mein Frauchen! Die teile ich doch nicht, die gehört mir! Die streichelt nur mich und lässt auch nur mich auf die Couch. Und das Futter kauft sie doch auch nur für mich. Gibt´s doch nicht…

Diese Reaktion ist die eines ganz normalen Hundes. Sie ist aus seiner Sicht absolut richtig und völlig artgerecht. Dieser Hund ist nicht schwierig und dem muss auch nicht gezeigt werden, wer das Sagen im Haus hat. Für Hunde geht es nämlich ohne Ausnahme um Ressourcen. Das sind beispielsweise sein Zuhause, sein Spielzeug, sein Futter und selbstverständlich auch ihr. Er versteht nicht, dass ihr ihm etwas „Gutes“ tun möchtet, indem ihr ihm einen Spielgefährten mitbringt, weil ihr denkt, ihm ist eventuell langweilig. Er sieht in dem neuen Hund lediglich einen Konkurrenten um alles, was ihm gehört.

Ein Hund oder mehrere Hunde halten

Der eine Hund wird dies deutlicher zeigen, der andere wird erst einmal abwarten. Bei Nummer Eins geht der Kampf um sein Hab und Gut jetzt richtig los. Er ist durch das plötzliche Auftauchen des Neuankömmlings gezwungen, was ihm gehört zu verteidigen und er wird auch mit ihm um seine Stellung in der Familie kämpfen. Er wird aggressiver, die Probleme werden stärker und das Zusammenleben nicht schön. Bei Nummer Eins handelt es sich aus Hundetrainersicht um einen Hund mit Problemverhalten. Dieses Verhalten hat er sich mit der Zeit durch inkonsequente Erziehung angeeignet oder ist durch einen Vorfall entstanden, wie zum Beispiel den Angriff eines anderen Hundes. Völlig egal wodurch, er wird sich seine Stellung daheim nicht so einfach streitig machen lassen und da kann es im wahrsten Sinne schon auch mal haarig werden und heiß hergehen.

Konkurrenzkampf im Haus

Kandidat Nummer Zwei, derjenige der erstmal abwartet was so passiert, ist ein Hund ohne Problemverhalten. Auch er muss schauen, dass daheim alles so bleibt wie es ist. Er muss kontrollieren, dass auch alle seine Ressourcen für ihn gesichert bleiben. Er muss sich seine Stellung in der Familie erhalten. Wie kann er das? Ganz klar, er muss sein bisheriges Verhalten ändern. Tut er das nicht, wird der neue Hund über kurz oder lang an seinem Stuhl sägen. Und da nützt es auch nichts, wenn ihr ihm erklärt, dass ihr es doch nur gut meint und nicht wollt, dass er tagsüber wenn ihr auf Arbeit seid so alleine ist. Oder dass ihr dem anderen Hund ein neues schönes Zuhause geben wollt, weil es ihm in seinem bisherigen nicht so gut erging. Das ist eurem Hund sowas von egal und er versteht eure Motivation und euer Denken auch nicht. Er muss an sich denken und kann dabei ein Problemverhalten entwickeln. Möchtet ihr das?

Eure Hunde werden auch nicht schön miteinander spielen, wenn ihr nicht daheim seid. Googelt mal die Definition von Spielen. Ein Spiel ist unter anderem eine Tätigkeit ohne bewussten Zweck. Tut ein Hund etwas ohne bewussten Zweck? Bestimmt nicht… Sicher, es gibt auch Hunde, die für Außenstehende in einer scheinbar friedlichen Co-Existenz zusammenleben und ihr eigenes durch euch künstlich erzwungenes „Rudel“ bilden, in dem ihr aber keine große Rolle spielt. Was bleibt ihnen auch anderes übrig? Viele dieser Hunde entwickeln aber im Stillen Probleme, die erst später sichtbar werden. Viele zeigen Stressanzeichen wie häufiges Schütteln, Gähnen, Kratzen oder auch Niesen. Oft riechen sie auch etwas streng, haben den „typischen“ Geruch nach Hund. Auch das ist, wenn es nicht gesundheitlich begründet liegt, ein Zeichen von Stress. Oder sie beginnen sich selbst zu beißen, ihre Rute zu jagen, Dinge in der Wohnung kaputt zu machen. Sachen, die sie früher nie getan haben. Da spätestens sollten bei euch die Alarmglocken läuten und ihr solltet euch überlegen, was nicht für euch, sondern für eure Hunde das Beste ist.

Die Entscheidung zu treffen, einen Hund wegzugeben ist furchtbar, ich kann das gut nachvollziehen. Lasst euch aber aus Erfahrung sagen, dass die Problemsituation, ist sie einmal da, nicht besser wird. Der Stress innerhalb der ganzen Familie steigt an und das ist dann oftmals der Moment, wo ein Hundetrainer zu Rate gezogen wird.

Meine Empfehlung für euch ist daher folgende: Widmet eure ganze Aufmerksamkeit, Zeit und Energie der Erziehung eines einzelnen Hundes. Trainiert mit ihm, fördert ihn mental und werdet sein Lebensmittelpunkt. Nur so könnt ihr diesem Hund ein gutes Vorbild sein, an dem er sich orientieren kann und der ihm Sicherheit gibt. Beobachtet eure Hunde genau, reagiert bei Stressanzeichen und entscheidet im Zweifelsfall immer zu ihrem Wohl.

Bis zum nächsten Mal!

Liebe Grüße und Woof Woof!

Sandra und Joker

Über Sandra

Hallo, ich heiße Sandra und lebe gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund Joker in einer kleinen, aber feinen Wohnung im schönen Sachsen. Die Begeisterung für die Themen Wohnen und Einrichten begleitet mich schon seit mehreren Jahren. Vor allem liebe ich den cleanen nordischen Wohnstil mit viel Weiß, Grau, Schwarz und ab und zu einem Klecks Farbe. Im April 2014 wurde die Idee zu meinem Blog HUNDerterlei geboren, der all meine Leidenschaften vereint: Kreativität, gutes Essen, Wohnen und Einrichten – und natürlich Hunde!

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1 Kommentar

  • Doris sagt:

    Hallo Sandra, ja-leider gibt es den Trend zur Mehrhundehaltung, und oft geht es schief.
    Auch bei mir gab es diese Probleme,wenn ich auch meine Hunde damals als Arbeitshunde „angeschafft“ hatte.Die „Arbeit“ viel weg-undder Stress begann. Deshalb kann auch ich nur vor einer Anschaffung eines weiteren Hundes warnen und stehe diesemTrend Mehrhundehaltung sehr kritisch gegenüber.
    Ist der Wille da, einem der Hund ein neues Zuhause zu suchen, gehen die Probleme aber erst richtig los, wenn man ihn nicht im Tierheim abgeben möchte. Wer auf meinemneuen Blog vorbeischauen möchte – er befasst sich genau mit diesem, und an deren schwierigen, Themen rund um den Hund. voelligverhundst.jimdo.de
    Über feedback freue auch ich mich 🙂
    VG Doris



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